Handball-Bundestrainer Prokop nimmt Arbeit auf

Hamburg – Christian Prokop wird bei seinem Start als Handball-Bundestrainer erst mal ein paar Hände schütteln. Wenn der Neue am Mittwoch bei seinem Premieren-Lehrgang in Hamburg auf das Nationalteam trifft, steht das Kennenlernen im Vordergrund:

Was hat der Nachfolger von Dagur Sigurdsson vor, wie tickt er eigentlich? Fünf Tage und zwei Länderspiele am Wochenende gegen Schweden hat der Neue Zeit, um die Abläufe in seinem neuen Job zu verinnerlichen.

«Ich glaube, dass er sich darauf freut. Sonst hätte er seinen Club ja nicht um die vorzeitige Freigabe gebeten», sagt Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Denn parallel zu seiner Arbeit als Bundestrainer steht der 38 Jahre alte Prokop noch bis zum Sommer beim SC DHfK Leipzig unter Vertrag. Eigentlich hätte er die Bad Boys erst zu dem EM-Qualifikationsspielen im Mai gegen Slowenien übernehmen sollen.

«Aber vor dem ersten Slowenien-Spiel hätte ich nur ein Training mit der Nationalmannschaft gehabt, das wäre undankbar gewesen», sagt Prokop. «So kann ich die Mannschaft jetzt kennenlernen, sie kann mich kennenlernen. Das ist enorm wichtig.» Die vorzeitige Freigabe erhielt er wohl auch deshalb, weil Leipzig als Tabellensechster den Klassenverbleib in der Bundesliga so gut wie sicher hat.

Nun wird er Torhüter Silvio Heinevetter und Co. schon beim Tag des Handballs in Hamburg kennenlernen. Zum zweiten Mal richtet der DHB die Veranstaltung aus. Neben den Testspielen gegen Schweden am Samstag (18.00 Uhr) in Göteborg sowie am Sonntag (17.30 Uhr) in der Hamburger Volksbank Arena hat der Verband ein großes Rahmenprogramm unter anderem für Kinder organisiert. «Im Mai bei der EM-Quali wäre der Druck für Christian maximal gewesen», sagt Hanning. In Hamburg dürfte die Kennenlern-Atmosphäre für den jungen Coach deutlich entspannter sein.

Prokop tritt beim DHB ein schweres Erbe an. Sein Vorgänger Sigurdsson feierte trotz des Achtelfinal-Aus bei der WM im Januar außergewöhnliche Erfolge mit dem Team. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft 2016 sowie der anschließenden Bronzemedaille bei Olympia in Rio führte er das Nationalteam zurück in die Weltspitze. Auch von Prokop ist der DHB überzeugt. «Wir haben uns ja ganz bewusst für Christian Prokp und einen Fünfjahresvertrag entschieden», sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Vor der neuen Aufgabe ist Prokop jedenfalls nicht bange. Erst mal baute er vor seinem ersten Länderspiel das vom DHB bereits verkündete Aufgebot für den Tag des Handballs um. Wegen der hohen Belastungen strich er fünf Spieler der Spitzenclubs THW Kiel und Rhein-Neckar Löwen und nominierte junge Akteure nach. «Für uns ist das auch eine Chance, das große Potenzial des Nationalmannschaftskaders auszuschöpfen», begründet Prokop.

Dass auch der junge Prokop Potenzial hat, stellte er bereits in der Bundesliga unter Beweis. «Der größte Unterschied zu seiner neuen Aufgabe wird jetzt nur sein, dass seine Mannschaft nicht wie Leipzig in grünen, sondern in weißen Trikots aufläuft», sagt Hanning.


(dpa)

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