Braunschweig – Noch ist Kevin Großkreutz nicht komplett aus den Köpfen. Im Spiel eins nach dem Aus des Weltmeisters erkämpfte sich der VfB Stuttgart aber mit einer leidenschaftlichen Leistung einen Punkt im Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga.
Der VfB klärte nach dem 1:1 (1:1) bei Eintracht Braunschweig die letzten Fragen: «Es ist einer unserer Jungs, auch nach der Trennung – auch gedanklich», gab VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser zu. Ein Zurück für Großkreutz wird es aber nicht geben, trotz der Internet-Petition einiger VfB-Anhänger. «Wir haben auch Verständnis für die Fans. Die mögen ihn, sie haben ihn in ihr Herz geschlossen. Dass es nicht so einfach ist loszulassen, ist nachvollziehbar», sagte Schindelmeister. Und betonte sofort hinterher: «Die Entscheidung steht und ist auch komplett richtig.»
Auch in der Mannschaft war das Großkreutz-Aus nach dessen Partynacht mit Nachwuchsspielern «natürlich ein Thema in der Kabine», wie Innenverteidiger Timo Baumgartl berichtete. «Sonst wäre es ja komisch», befand der Abwehrchef.
Schindelmeiser sieht das ähnlich. «Es ist ja klar, dass man das nicht sofort und komplett aus den Kleidern schüttelt. Die Jungs haben mit ihm einige Zeit zusammengespielt.» Der Sport-Vorstand versicherte in Braunschweig jedoch: «Man hat in den letzten Tagen schon gemerkt, dass der Fokus eindeutig auf diesem Spiel lag, dass es da keine Irritationen gab. Wir hatten nicht das Gefühl, dass sie in irgendeiner Form abgelenkt gewesen sind.»
Ob das Thema irgendeinen Einfluss auf das Spiel in Braunschweig hatte, lässt sich seriös nicht beantworten. Vor allem weil die Partie vom Gelb-Rot-Platzverweis des VfB-Innenverteidigers Marcin Kaminski vier Minuten vor der Pause geprägt war. Rund 50 Minuten musste der Spitzenreiter zu zehnt den Punkt retten.
«In der zweiten Halbzeit sind wir mit der Leistung extrem zufrieden», lobte Schindelmeiser. «Das war eine leidenschaftliche, von Kampf geprägte Halbzeit. Da konnte sich die Mannschaft als Team auszeichnen, das war super.» In der ersten Hälfte hatte der VfB hingegen trotz der schnellen Führung durch Carlos Mané (3.) Probleme und drohte auseinanderzufallen. Stuttgart durfte froh sein, dass von zwei Elfmetern nur der von Ken Reichel (42.) im Netz landete.
Kurioserweise schien es so, als brauche der VfB den Platzverweis, um aufzuwachen. «Wir hatten in der ersten Halbzeit nicht die Laufbereitschaft», monierte Schindelmeiser. Der VfB sei «in das Jahr 2016 zurückgefallen», klagte Trainer Hannes Wolf: «Da haben wir uns in die Pause gerettet.»
Der Spitzenreiter bot mit einem Mann weniger eine Abwehrschlacht. Die Unterzahl, so wirkte es, schweißte das Rest-Team zusammen. Baumgartl kam zu dem für VfB-Fans schönen Resümee: «Wenn man sieht, wie wir uns reingeworfen haben, wie wir gefightet haben, dann kann man sagen: Die Mannschaft lebt.»
(dpa)