Madrid – Hinter einem großen Fußballclub mit millionenschweren Weltklasseakteuren steht meist ein sehr reicher Mann – so zumindest ist es beim spanischen Rekordmeister Real Madrid. Der Baulöwe Florentino Pérez lenkt die Geschicke des Kult-Vereins quasi im Alleingang, und das schon seit Jahren.
Bereits von 2000 bis 2006 war der Milliardär mit der randlosen Brille Club-Präsident, seit 2009 ist er es wieder. Pérez führt Real mit eiserner Hand und erntet dafür gleichermaßen Verehrung wie Verachtung. Am Mittwoch (8. März) wird der Immobilienmagnat mit dem Faible für teure Fußballstars 70 Jahre alt.
Weltruhm erlangte Pérez, als er bei Real die so genannte «Ära der Galaktischen» einläutete. David Beckham, Luís Figo, Michael Owen oder Ronaldo Fenómeno – sie alle kaufte der Funktionär für astronomisch hohe Ablösesummen ein. Zunächst zeigte das Wirkung: Real wurde 2001 und 2003 spanischer Meister, holte sich 2002 die Champions League und den Weltpokal. Dann aber blieben die Erfolge aus, eine dreijährige Durststrecke folgte – eine Schmach, die es seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte. Pérez nahm seinen Hut.
Aber nur drei Jahre später war er wieder da, war er doch der einzige, der die für den Posten notwendige Garantie von fast 60 Millionen Euro auf den Tisch packen konnte. Und Pérez legte gleich wieder los, kaufte unter anderen Zinédine Zidane und Kaká. Im Sommer 2009 folgte der Mega-Coup: Weltfußballer Cristiano Ronaldo wechselte für damals unfassbare 94 Millionen Euro von Manchester United nach Madrid – der bis dahin teuerste Einkauf der Welt.
Dass Spanien zu diesem Zeitpunkt in einer schweren Rezession steckte, ließ Pérez ungerührt. Eine ähnlich große Summe blätterte er 2014 gleich noch einmal hin, dieses Mal für Gareth Bale, der von Tottenham Hotspur zu den Königlichen kam. Großbanken finanzierten die Käufe und erhielten im Gegenzug als Garantie Fernseh-Übertragungsrechte.
Kritik, die behauptete, das könne nicht lange gut gehen, ließ Pérez einfach abperlen und verwies auf sein «Gespür für Zahlen». Weltstars im weißen Trikot würden sich rentieren, man solle ihm einfach vertrauen, betonte er selbstbewusst. Er pokert hoch – und wenn er verliert, dann bekommt er immer wieder Unterstützung durch seine Kontakte in den Machtzentralen der spanischen Politik und Finanz.
Seine engsten Mitarbeiter sind ihrem Chef derweil in Ehrfurcht ergeben. So ließ sich das frühere Clubidol Emilio Butragueño, heute Direktor für Institutionelle Beziehungen, einmal zu dem oft zitierten Ausspruch hinreißen, Pérez sei ein «höheres Wesen».
Anders sehen das die, die «el presidente» nach anfänglicher Begeisterung plötzlich fallengelassen hat. So etwa Rafael Benítez, der Anfang 2016 als Trainer entlassen und durch den als Coach noch recht unerfahrenen Zidane ersetzt wurde. «Seit Pérez Präsident ist, hat der FC Barcelona doppelt so viele oder sogar mehr als doppelt so viele Titel geholt wie Madrid», stichelte Beníte und betonte, der Club-Chef mische sich ständig ein und untergrabe so die Autorität des Trainer-Teams. «Er schwirrt ständig um einen herum, redet täglich mit den Spielern und mit der Presse.»
Immerhin: Zehn Trainer hat der Vater von drei Kindern in seiner Amtszeit bereits verschlissen. Derzeit läuft es aber nicht schlecht für Pérez und Real: 2014 und 2016 gewannen die Königlichen die Champions League, 2015 und 2017 wurden sie Clubweltmeister, 2014 holten sie den spanischen Pokal. Nur Meister in der Primera División war Real schon seit 2012 nicht mehr. Deshalb soll in diesem Jahr unbedingt der Titel her. Die Chancen stehen nicht schlecht: Unter Coach Zidane mischt Real ganz oben mit – vielleicht hat Pérez ja endlich den richtigen Mann ins Bernabeu-Stadion geholt.
(dpa)