Dubai – Sieben Matchbälle vergeben, den längsten Tiebreak der Tennis-Geschichte gespielt – und am Ende doch verloren: Philipp Kohlschreiber hat beim Turnier in Dubai nach einem spektakulären Marathon-Match gegen den Weltranglisten-Ersten Andy Murray den 400. Sieg seiner Karriere verpasst.
Dennoch stieg der 33 Jahre alte Augsburger motiviert und voller «Lust auf weitere große Spiele» in den Flieger vom Persischen Golf zurück nach München. Nach nur zwei Tagen in der Heimat geht es für den deutschen Davis-Cup-Spieler am Montag schon weiter an die Westküste der USA, wo in der kommenden Woche östlich von Los Angeles in Indian Wells das erste Masters-Series-Turnier der neuen Saison stattfindet.
«Die Leistung und die Niederlage motivieren mich auf alle Fälle. Sie geben mir Lust auf weitere große Spiele und die Motivation, solche Matches dann beim nächsten Mal auch für mich zu entscheiden», sagte Kohlschreiber am Tag nach seiner 7:6 (7:4), 6:7 (18:20), 1:6-Niederlage gegen Murray. «Man lebt als Sportler dafür, bei besonderen Spielen gegen die Besten der Welt spielen zu dürfen. Das war ein besonderes und tolles Spiel. Und natürlich möchte man danach auch als Sieger vom Platz gehen. Daher bin ich enttäuscht, aber auch stolz, dazu beigetragen zu haben, dass es ein solches Spiel wurde.»
Fast drei Stunden duellierten sich der 29 Jahre alte Schotte und der Weltranglisten-29. Kohlschreiber am Donnerstag im Dubai Duty Free Tennis Stadium auf höchstem Niveau. Mit dem 20:18 im Tiebreak des zweiten Satzes stellten die beiden Kontrahenten nach Angaben der Spielerorganisation ATP den Rekord ein für den nach Punkten längsten Tiebreak. Beim Stand von 15:15 vergaßen beide sogar, die Seiten zu wechseln und holten dies erst beim 16:16 nach. Mit 31 Minuten dauerte der Tiebreak länger als der gesamte dritte Satz, in dem Kohlschreiber die Kräfte schwanden und der nach einer halben Stunde zu Ende war.
«Ich habe noch nie einen Tiebreak gespielt, der so lange gedauert hat. Und ich werde wahrscheinlich nie wieder so einen spielen», sagte Olympiasieger Murray nach seinem Halbfinal-Einzug. «Wenn man die Nummer eins am Rande einer Niederlage hat, wäre es verwegen, nicht zu behaupten, dass es sicherlich eines der besten Spiele meiner Karriere war», sagte Kohlschreiber. Ob es nun in die Top 3, Top 5 oder Top 10 einzuordnen sei, vermochte der Augsburger nicht zu sagen, «vor allem, weil ich es letztendlich ja auch nicht gewonnen habe», wie er sagte.
Und noch aus einem anderen Grund war es keine Niederlage wie so viele andere: Selten erhielt Kohlschreiber nach einem Ausscheiden bei einem Turnier so viele SMS und anerkennende Reaktionen seiner Kollegen. Auch Damen-Bundestrainerin Barbara Rittner gratulierte via Twitter aus der Ferne: «so schade!!! Fantastisches Tennis!!! Kopf hoch!»
(dpa)