Lahti – Andreas Wellinger ballte nach seinem dritten Medaillen-Coup bei der Ski-WM in Lahti lächelnd die Faust, dann wurde er von seinen Teamkollegen für Silber auf der Großschanze gefeiert.
Nach einem neuerlichen Gala-Auftritt verpasste Wellinger mit Sprüngen auf 127,5 und 129 Meter nur um 1,3 Punkte die Goldmedaille, die ihm wie schon auf dem kleinen Bakken der Österreicher Stefan Kraft wegschnappte und sich zum fünften Doppel-Weltmeister der Skisprung-Geschichte krönte. Kraft trat mit zwei Versuchen auf 127,5 Meter die Nachfolge des verletzt fehlenden Severin Freund an. Bronze ging an den Polen Piotr Zyla.
«Wenn man seinen eigenen Namen hört, auf das Podest drauf darf, und weiß es ist Silber – das ist ohne Worte», schilderte Wellinger seine Gefühle nach dem Skisprung-Krimi. «Dass es so ausgeht, hätte ich vor der WM nie im Leben geglaubt.»
Der 21-Jährige hatte schon auf der Normalschanze mit Silber im Einzel und Gold im Mixed für Furore gesorgt. Nun legte der Bayer, der Ende Januar in Willingen nach einer dreijährigen Durststrecke seinen zweiten Weltcupsieg gefeiert hatte, auch auf dem großen WM-Bakken seine Reifeprüfung ab. «Es war ein toller Wettkampf», lobte Bundestrainer Werner Schuster.
Danach hatte es in der Qualifikation am Vortag überhaupt nicht ausgesehen, als Wellinger wie seine Teamkollegen weit hinterher gesprungen war. Doch das DSV-Team ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und verzichtete auf hektische Materialveränderungen.
Das zahlte sich aber nur bei Wellinger aus. Markus Eisenbichler als 13., Stephan Leyhe auf Rang 16 und Richard Freitag als 19. verfehlten klar die Top Ten. Dies schmälerte ein wenig die Hoffnungen auf eine weitere Medaille in der Mannschafts-Entscheidung am Samstag.
Im Mittelpunkt stand aber Wellinger, der 2012 als 17-Jähriger im Weltcup debütierte und 2014 schon Olympia-Gold im Team holte. Nach einem schweren Sturz im November des selben Jahres in Kuusamo flog der als größtes Talent seit Martin Schmitt geltende Bayer der Weltspitze jedoch zwei Winter lang hinterher.
Erst nach dem Saison-Aus von Frontmann Severin Freund, der 2015 in Falun Gold auf der Großschanze gewonnen hatte, startete Wellinger plötzlich durch und deutete mit acht Podiumsplätzen im Weltcup sein Medaillenpotenzial an. Das hat er in Lahti eindrucksvoll ausgeschöpft.
(dpa)