Königssee – Mit einem historischen Dreifach-Triumph haben die deutschen Viererbob-Piloten um die zeitgleichen Weltmeister Johannes Lochner und Francesco Friedrich und den Drittplatzierten Nico Walther ein grandioses Heimspiel gekrönt.
So einen WM-Coup gab es in der 93-jährigen Historie der Wintersportart noch nie. In einem packenden Kampf der Giganten hatten Lochner und Friedrich in Königssee nach vier Läufen genau die gleiche Zeit. 16 Hundertstel dahinter machte Walther nach einer furiosen Aufholjagd das überragende Abschneiden der Deutschen perfekt.
Er fing nach einem enttäuschenden ersten Tag Vancouver-Olympiasieger Steven Holcomb aus den USA sowie Titelverteidiger Oskars Melbardis aus Lettland noch ab. Mit seinem ersten WM-Double schrieb der viermalige Zweierbob-Weltmeister Friedrich zudem ein weiteres Kapitel Sportgeschichte. «Das war das Beste, was passieren konnte. So tut mir die Hundertstelsekunde, die ich verloren habe, nicht weh. Wir sind beide Weltmeister, das gab es noch nie, also perfekt», meinte Friedrich.
Europameister Lochner war nach überstandener Grippe überglücklich: «Das ist der Wahnsinn, hier auf meiner Heimbahn so ein saugeiles Finale zu erleben.» René Spies feierte mit den beiden 26-Jährigen ein glänzendes WM-Debüt als Cheftrainer: «Das ist sensationell und herausragend, unter diesem Druck so zu funktionieren. Wir haben drei sehr gute Piloten, der Konkurrenzkampf bei uns ist enorm – und das beflügelt alle.»
Der WM-Kampf wurde zum erwarteten Duell zwischen Lochner, der den Weltcup vor vier Wochen in Königssee souverän gewann, und dem viermaligen Zweierbob-Weltmeister Friedrich. Lochner legte am Samstag im ersten Lauf mit Matthias Kagerhuber, Joshua Bluhm und Christian Rasp vor und schraubte seinen eigenen Bahnrekord auf 48,26 Sekunden. Doch die Kampfansage von Friedrich kam im zweiten Lauf mit Bestzeit. Drei Hundertstel trennte beide Piloten zur Halbzeit.
Im dritten Durchgang ging plötzlich Friedrich mit seinem am Start stärkeren Team Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis um eine Hundertstelsekunde in Führung. «Das war unser Plan, Franz ist fokussiert und fährt es nach Hause», sagte Margis. Im Finallauf verlor er die Hundertstel zwar wieder, konnte dennoch jubeln.
Wie ein Häufchen Elend saß der EM-Zweite Walther nach Lauf eins im Zielbereich auf einer Bande und ärgerte sich über seine missratene Fahrlinie auf der langen Geraden. Sein Bob schlidderte quer durch die entscheidende Passage hinunter. Dabei hätte er mit einer ordentlichen Fahrt voll im Bereich von Lochner mitfahren können, was der ehemalige Junioren-Weltmeister im Rodeln dann im zweiten Lauf bewies. Am zweiten Tag kam dann sein Angriff. «Yeeees, was für eine Aufholjagd», sagte der Oberbärenburger.
(dpa)