Deutsche Bob-Piloten Weltmeister Melbardis stoppen

Königssee – Die Bob-Königsklasse dürfte auch nach vier Läufen bei der WM am Königssee eine Millimeterentscheidung werden.

«Alle Teams haben wie wir voll aufmunitioniert, alle gehen mit Bestbesetzung und bestem Material an den Start. Es wird eine enge Kiste», meinte Cheftrainer René Spies, der gleich drei Favoriten an den Start bringt.

Der WM-Zweite Francesco Friedrich, der neue Europameister Johannes Lochner, der schon drei Weltcupsiege in diesem Winter im Viererbob einfuhr, sowie der EM-Zweite Nico Walther wollen den Titelverteidiger Oskars Melbardis aus Lettland stoppen.

Nach seinem vierten Sieg in Serie glaubt Zweierbob-Weltmeister Friedrich an seine Titelchance im Vierer. «Wenn man locker ist, fährt man auch eine gute Linie. Und am Start ist mein Team sicherlich wieder vorne, aber nur so zwei oder drei Hundertstel, da die anderen Mannschaften auch sehr stark sind», sagte der 26-jährige Sachse.

Johannes Lochner hofft auf eine bessere Form, nachdem er wegen einer Grippe mit Kreislaufproblemen, Gewichtsverlust und folglich auch mit schwachen Startleistungen zu kämpfen hatte. «Die Mama wird mich sicher wieder aufmotzen. Da gibt’s gutes Essen, Hauptsache viel und fettig», sagte der Europameister, der den Weltcup vor drei Wochen souverän gewann. Allerdings patzte er in drei von vier Läufen im kleinen Schlitten. «So schlecht bin ich hier noch nie gefahren. Im vierten Lauf hab ich endlich gezeigt, was ich kann. Ich bin überzeugt, wenn ich im Vierer sitze, kommt das Gefühl an den Lenkseilen wieder», sagte der 26-jährige Berchtesgadener. Er fährt wie Friedrich einen Wallner-Bob.

Gegen diese Marke fährt intern Nico Walther, der kurz vor den Titelkämpfen noch ein Update von seinem Schlitten-Hersteller bekam – dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES). «Wir haben da alles reingesteckt. Mal sehen, ob unser Schlitten schneller ist als Wallner», betonte Walther. Er ist wohl der Geheimfavorit. Heim- und Bundestrainer Gerd Leopold meinte nach Analyse der Startzeiten: «Wenn Nico am Start bis an fünf Hundertstel an der Weltspitze dran ist, kann er auch um den Sieg mitfahren.» Fahrerisch gehört der ehemalige Rodel-Junioren-Weltmeister ohnehin zu den besseren Sportlern.

Doch auch der Lette Oskars Melbardis meldete sich rechtzeitig mit einem Sieg im Viererbob im letzten Weltcup vor der WM zurück. Zwar hatte er nach seiner Bandscheiben-Operation zuvor drei Weltcups ausgelassen, doch die WM-Form ist rechtzeitig da. Und Melbardis kommt nicht allein: Auch sein Landsmann Oskars Kibermanis ist plötzlich ein Siegfahrer. Überlegen gewann er den Weltcup in St. Moritz – ein Indiz für hervorragend abgestimmtes Material. «Die Letten, die Russen, die Schweizer sowie die Nordamerikaner werden uns hier alles abverlangen», meinte Spies.


(dpa)

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