Pyeongchang – Die Olympia-Sportstätten in Pyeongchang vermitteln ein Jahr vor den Winterspielen einen positiven Eindruck. Doch die Testwettkämpfe brachten auch Mängel zu Tage. Auch der Korruptionsskandal um die Staatspräsidentin beeinträchtigte die Vorbereitungen.
Details erläuterte der Generalsekretär des Organisations-Komitees POCOG, Yeo Hyung Koo, im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Pyeongchang.
Was bereitete Ihnen in Ihrer Amtszeit das größte Vergnügen?
Yeo Hyung Koo:Als ich im November 2015 begonnen habe, gab es viele Probleme mit den Bauprojekten. Diese sind behoben worden. Es macht mir Freude, dass wir nun viele Dinge in den Griff bekommen haben.
Was ist das größte Problem der Organisatoren, das in den letzten 354 Tagen bis zur Eröffnung zu lösen ist?
Yeo Hyung Koo:Gravierende Probleme sehe ich nicht. Aber wir haben wir uns schon noch einiges vorgenommen. Einerseits müssen wir einen richtigen Boom für den Wintersport in Südkorea auslösen. Das Land soll von einem Olympia-Fieber infiziert werden. Und zweitens haben die Test-Events gezeigt, dass noch nicht alles reibungslos abläuft. Wir müssen die Probleme erkennen, auswerten und bis Olympia lösen.
Worüber waren Sie so unzufrieden bei den Test-Events?
Yeo Hyung Koo:IOC und Verbände haben uns bei den bisherigen Test-Wettkämpfen wegen der Qualität der Sportstätten gelobt. Sie haben Vertrauen gewonnen, dass wir erfolgreiche Spiele ausrichten können. Aber es gab kleinere Mängel in Sachen Unterkunft und Transport. Zudem sollen für die Athleten mehr Aktivitäten in den Arenen organisiert werden.
Wie kann die Bevölkerung so für den Wintersport begeistert werden, damit das Ziel erreicht wird, 90 Prozent aller Tickets zu verkaufen?
Yeo Hyung Koo:Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in einem Jahr eine große Begeisterung entfachen können. Vor allem wollen wir die Tests dafür nutzen, den Wintersportgedanken in der Bevölkerung zu verankern: mit Liveshows, mit Festivals. Wir nutzen Kultur-Veranstaltungen und strahlen Animationsfilme in den Kinos aus. Aber man muss zugeben, das Interesse am Wintersport ist in Korea nicht so groß wie in Europa. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um das zu ändern. An Orten, wo viele Menschen unterwegs sind, wie Einkaufszentren, stellen wir Liveboards auf, mit denen Menschen mal virtuell eine Abfahrt oder die Bobbahn herunterfahren können.
95 Prozent der Sportstätten sind fertig, warum hinkt der Bau des Olympiastadions noch so weit hinterher?
Yeo Hyung Koo:Das Stadion wird im September fertig sein. Es hat einige Zeit gebraucht. Zunächst stand die Frage, ob das Stadion überhaupt gebaut wird, und dann wurde der Standort diskutiert. So verstrich einige Zeit, ehe der Bau beginnen konnte.
Wie beeinflusst der Korruptionsskandal um die Vertraute der entmachteten Präsidentin Park Geun Hye die Stimmung?
Yeo Hyung Koo:Wir sehen uns in einer ähnlichen Situation wie Rio im Sommer 2016. Der Unterschied: In Korea stehen die Menschen trotzdem hinter dem Projekt Olympia. IOC-Vertreter und Verbandsoffizielle weilen oft im Land und überprüfen den Stand der Arbeiten: Denen bleibt nichts verborgen. Der Skandal hatte keine Auswirkungen auf den Bau der Stadien, alles läuft reibungslos. Natürlich gab es wegen der Affäre Schwierigkeiten, genügend Sponsoren zu finden, und auch dem angestrebten Boom hat das etwas geschadet.
Das Olympia-Motto heißt «Neue Horizonte» für Asien. Wie soll Olympia dazu genutzt werden, nachhaltig den Tourismus in dieser strukturschwachen Region anzukurbeln?
Yeo Hyung Koo:Die Wintersport-Kultur ist in Asien nicht so ausgeprägt wie im wintersportbegeisterten Europa. Ich möchte das Vermächtnis hinterlassen, dass Asien seine Kräfte bündelt und sich in mehreren Ländern Regionen entwickeln, die sich künftig stärker für den Sport begeistern. Dafür ist es ganz wichtig, dass die Stadien nach den Spielen nicht leer stehen und von der Bevölkerung für verschiedene Events genutzt werden, als Trainingszentren wie auch für regionale Wettbewerbe.
Wäre eine Olympia-Teilnahme Nordkoreas eine Möglichkeit, für politische Entspannung in der Region zu sorgen?
Yeo Hyung Koo:Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Nordkorea wird behandelt wie jedes andere Land, es erhält genauso die Einladung. Sport und Politik sind zwei verschiedene Dinge. Aber ich wünsche mir natürlich friedliche Olympische Winterspiele ohne Zwischenfälle.
Zur Person: Yeo Hyung-Koo ist seit November 2015 Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Er gilt als Experte für Transportwesen. Vor seiner Tätigkeit im POCOG arbeitete er als Vize-Minister für Transport im Ministerium für Transport und Infrastruktur.
(dpa)