Weltmeister Friedrich jagt Uralt-Rekord von Monti

Königssee (dpa) – Auf der Jagd nach dem Uralt-Rekord des legendären Italieners Eugenio Monti kommt dem dreimaligen Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich ausgerechnet ein Teamkollege in die Quere.

Denn der zweimalige WM-Zweite Johannes Lochner aus Berchtesgaden gilt nach zwei Weltcupsiegen im kleinen Schlitten als Mitfavorit in den vier Läufen am Wochenende. Der wie Friedrich 26 Jahre alte Pilot ist in diesem Winter auf seiner Heimbahn am Königssee noch ungeschlagen. Er gewann das Double in beiden Disziplinen bei der deutschen Meisterschaft, beim Europacup und auch beim Weltcup vor drei Wochen.

Nach seinem Hattrick im Vorjahr braucht Friedrich noch zwei WM-Siege, um mit Monti, der seine fünf WM-Titel von 1957 bis 1962 gewann, einzuholen. Wer kann den ehrgeizigen Sachsen stoppen?

Friedrich und Anschieber Thorsten Margis machten beim vergangenen Weltcupsieg in Innsbruck/Igls mit Startbestzeit und Bahnrekord eine WM-Kampfansage. «Sie sind in einer überragenden Form», meinte Heim- und Bundestrainer Gerd Leopold. Der in St. Moritz gestürzte und danach mit einem Virus angeschlagenen Lochner versprach zwar, «ich werde zur WM topfit sein», doch erneut wird er von einem grippalen Infekt geplagt. «Er muss die gesundheitlichen Nachteile mit seinen fahrerischen Qualitäten etwas wettmachen», meinte Cheftrainer René Spies. Auffallend: Zuletzt zeigte auch die Formkurve des Letten Oskars Melbardis und des US-Piloten Steven Holcomb steil nach oben.

Nach dem Dauertesten in diesem Winter gehen die Deutschen erstmals mit zwei Schlittenherstellern an den WM-Start. Wer fährt was?

Bis zu den Tests im März auf der Olympia-Bahn in Pyeongchang hat sich Lochner auf Wallner festgelegt: «Ich fahre eine Bahn zum ersten Mal runter und es passt von Anfang an. Da ist ein gewisses Gefühl zwischen Bob, den Lenkseilen und mir.» Friedrich setzt erstmals bei einer WM auch auf die Prototypen des Südtiroler Schlittenbauers – in beiden Disziplinen. Nico Walther fährt wie die Frauen nur FES-Schlitten aus dem Berliner Institut für die Forschung und Entwicklung von Sportgeräten.

Wer kann die Königsklasse im Viererbob für sich entscheiden?

Die vergangenen Viererbob-Weltcup-Rennen am Fuße des Watzmanns waren allesamt Millimeterentscheidungen. Mit dem WM-Zweiten von 2015, Nico Walther, fährt ein dritter Deutscher um den Titel mit. «Topfavorit ist Lochner», betonte Leopold, während Spies meinte: «Die Letten, die Russen, die Schweizer sowie die Nordamerikaner können alle ein Wörtchen mitreden, es wird eine enge Kiste.»

Haben die Frauen nach dem Rücktritt von Weltmeisterin Anja Schneiderheinze und den Verletzungsrückschlägen der WM-Vierten Stephanie Schneider überhaupt Medaillenchancen?

Ja, denn Schneiderheinzes Anschieberin Annika Drazek feierte bei der EM in Winterberg hinter Pilotin Mariama Jamanka ein sensationelles Comeback mit dem EM-Titel. Zudem fuhr das neu formierte Duo bei der WM-Generalprobe als Dritte aufs Podium. «Sie wissen jetzt, dass was geht. Sie werden bei der WM noch stärker sein», sagte Spies. Auch Schneider macht Fortschritte. «Stephanie ist mental stärker geworden, kann nach ihrer Schulter-OP wieder Liegestütze machen und kommt über ihre Startzeiten vorne mit rein», prophezeite Leopold.

(dpa)