Hamburg – René Adler und Kyriakos Papadopoulos sind angespannter als sonst. Beide HSV-Profis kehren nach Leipzig zurück, allerdings mit unterschiedlichen Gefühlen.
Am Samstag (15.30 Uhr) treten sie mit dem abstiegsbedrohten Hamburger SV in der Fußball-Bundesliga gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig an. Ein Wiedersehen mit Emotionen.
Für Torhüter Adler ist es eine Reise in fast vergessene Zeiten. Als 15-Jähriger hat er die größte Stadt Sachsens verlassen. Das war vor 17 Jahren. «Ich bin ja schon länger von zu Hause weg, als ich dort gelebt habe», sagt der Schlussmann. Die Déjà-vus mehren sich derzeit. In der Vorwoche traf Adler mit dem HSV auf Bayer Leverkusen (1:0), wo er zehn Jahre unter Vertrag stand. Die Erinnerungen an den Werksclub sind verständlicherweise intensiver als jene zum Verein aus seiner Heimatstadt, den es in seiner Jugendzeit noch gar nicht gab.
Auf der Tribüne in der Red-Bull-Arena wird seine Familie sitzen, die nach wie vor in Leipzig lebt. «Mein Vater besucht die Spiele als Sympathisant von RB», berichtet Adler. Das stimmt zwar, aber am Samstag wird die Regel außer Kraft gesetzt. «Dann wird meine Familie auf meiner Seite sein», sagt Adler. Das «etwas emotionalere Bundesligaspiel» will er versuchen, «in vollen Zügen» zu genießen.
Was sich in seiner Geburtsstadt in Sachen Top-Fußball tut, beeindruckt den HSV-Torwart. «Das ist schöne Sache. Ich habe große Teile meiner Karriere nicht damit gerechnet, in meine Heimatstadt zurückkehren und dort ein Bundesligaspiel bestreiten zu können», gesteht der 32-Jährige und sagt ehrlichen Herzens: «Ich freue mich für Leipzig, dass die Fans in ihrer Stadt die Bundesliga-Stars sehen können.» Adler kennt natürlich auch Argwohn und Ablehnung, die dem finanzstarken Verein entgegenschlagen und kontert: «Bei RB wird trotz des vielen Geldes sehr gute Arbeit geleistet.»
Heimatliche Gefühle bewegen Papadopoulos dagegen nicht, wenn er in die Sachsen-Metropole zurückkehrt. Ausgeliehen von Bayer Leverkusen an RB, war er nach fünf Monaten wieder weg und schloss sich dem HSV an. «Ich war ein halbes Jahr in Leipzig und konnte nie wirklich spielen», erzählt der lange verletzte Grieche. «In Leipzig habe ich leider nicht die Chance bekommen zu zeigen, was ich kann.» Das will er jetzt nachholen. Möglichst wieder mit einem Tor wie gegen Leverkusen, wo er einen Vertrag bis 2020 besitzt.
Was am Samstag auf seine neuen Kameraden beim HSV zukommt, weiß Papa nur zu gut. «Leipzig ist eine sehr starke Mannschaft. Sie pressen richtig gut, haben junge Spieler, die viel laufen. Gerade vorne haben sie enorme Qualität», lobt er den Rivalen. «Ich freue mich, gegen sie zu spielen.»
Nicht zuletzt wegen des Coaches wollte Papadopoulos nach Hamburg. «Markus Gisdol ist mein Trainer. Wir schätzen uns», sagt der Innenverteidiger. Gemeinsam gearbeitet hatten sie schon vor Jahren bei Schalke 04, wo Gisdol Co-Trainer war – unter Chefcoach Ralf Rangnick, dem jetzigen Sportdirektor in Leipzig. Die beiden sehen sich am Samstag wieder. «Ich habe ihm viel zu verdanken», sagte Gisdol über seinen Lehrmeister. «Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis.»
(dpa)