Dortmund – Von Pokal-Vorfreude ist wenig zu spüren. Auch drei Tage nach den skandalösen Vorfällen im Bundesliga-Duell mit RB Leizpig wurde in Dortmund mehr über die problematische Ultra-Szene als über Fußball geredet.
Selbst das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Hertha BSC geriet zum Randthema. Hertha-Manager Michael Preetz befürchtet jedoch nicht, dass sich die skandalösen Geschehnisse am Mittwoch wiederholen: «Morgen abend sollte der Sport im Fokus stehen. Die Atmosphäre in Dortmund haben wir aus Berliner Sicht immer als sehr gut empfunden.»
Fieberhaft fahndet der BVB nach denjenigen, die am Samstag auf der Südtribüne mit Hass-Plakaten Grenzen überschritten hatten. Die Geduld der Vereinsführung mit den Ultras scheint aufgebraucht. Gegen deren steigende Radikalisierung soll massiv vorgegangen werden. Erste Übeltäter konnten nach Aussage von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits identifiziert werden. Die schon in der Vergangenheit ausgesprochenen Stadionverbote gegen einzelne Chaoten reichen jedoch offenbar nicht aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Nicht auszuschließen, dass ganze Ultra-Gruppen ausgeschlossen werden.
Die jüngsten Turbulenzen kommen zur Unzeit. Schließlich war der Borussia beim 1:0 über Leipzig zumindest aus sportlicher Sicht ein wichtiger Schritt aus dem Stimmungstief gelungen. Thomas Tuchel hofft inständig, dass sich dieser Trend gegen Hertha fortsetzt. «Gegen Leipzig haben wir Biss gepaart mit unserer Qualität gezeigt. Das ist so, wie wir uns das wünschen und wie wir es im Pokal auch schon wieder brauchen.» Ähnlich wie Tuchel verspürt auch Mittelfeldspieler Erik Durm Aufwind: «Der Sieg kann extrem Power geben.»
Die Dortmunder wissen um die Schwere der Aufgabe. Schließlich war der BVB schon im Bundesliga-Heimspiel am 14. Oktober nicht über ein 1:1 gegen die Berliner hinausgekommen. Mut macht die jüngste, imposante Pokal-Statistik: In den vergangenen fünf Jahren stand die Borussia vier Mal im Finale. Ein Viertelfinale ohne den Revierclub fand zuletzt in der Saison 2010/11 statt.
Hertha-Coach Pal Dardai sieht die Partie nicht als Revanche für das verlorene Halbfinale in der Vorsaison: «Das ist eine andere Situation, ein anderes Jahr. Damals war es das Spiel um den Finaleinzug.» Der Coach kündigte einige personelle Veränderungen an. Die frischen Kräfte Niklas Stark und Per Skjelbred könnten in die Startelf rücken.
Einen umfassenden Umbau wird es jedoch eher nicht geben. «Einige Spieler sind schwer raus zu rotieren», sagte Dardai mit Hinweis auf seine wenigen stets torgefährlichen Akteure wie Kalou, Vedad Ibisevic und auch Freistoß-Spezialist Marvin Plattenhardt. Der Coach sieht sein Team zwar als Außenseiter, aber in einem psychologischem Vorteil: «Nur Dortmund hat etwas zu verlieren. Wir gehen mit Mut und Risiko in das Spiel.»
(dpa)