Houston – Mit einer historischen Aufholjagd hat Star-Quarterback Tom Brady die New England Patriots zum fünften Super-Bowl-Triumph geführt. Im dramatischsten Finale der NFL-Geschichte setzte sich der Favorit in Houston mit 34:28 (28:28, 3:21) nach Verlängerung gegen die Atlanta Falcons durch.
Die Patriots lagen beim 3:28 bereits mit 25 Punkten zurück, schafften angetrieben vom nervenstarken Brady aber ein nie da gewesenes Comeback. «Ich bin so stolz auf die Jungs, das Team, die Coaches – es ist unglaublich», schwärmte der 39-Jährige mit der Vince-Lombardi-Trophy in der Hand. Immer noch flatterte blau-rot-weißes Konfetti vom Nachthimmel. «An alle in Boston, in New England, wir lieben euch. Ihr ward das ganze Jahr bei uns – wir bringen das Ding hier nach Hause.»
Es war das erste Endspiel der National Football League, das nicht in der regulären Spielzeit entschieden wurde. Mit seinem fünften Super-Bowl-Triumph setzte sich Brady an die alleinige Spitze der Rekordliste für Quarterbacks. Er wurde zudem zum vierten Mal als
wertvollster Spieler des Finals ausgezeichnet und warf erfolgreiche Pässe über eine Distanz von 466 Yards – ebenfalls Bestmarken. «Sieg für die Ewigkeit», titelte der «Boston Globe».
Vergessen die Affäre um zu wenig aufgepumpte Bälle, die Brady eine Vier-Spiele-Sperre zu Beginn dieser Saison eingebracht hatte. Bei der Siegerehrung erhielt NFL-Commissioner Roger Goodell deswegen immer noch kräftige Buhrufe der Patriots-Fans. «Das ist der süßeste Sieg von allen», erklärte Patriots-Besitzer Robert Kraft.
Der ebenfalls überragende Running Back James White erzielte in der Overtime mit seinem dritten Touchdown die entscheidenden Punkte. «Unglaubliches Comeback und (unglaublicher) Sieg der Patriots», twitterte
US-Präsident Donald Trump. Kraft,
Coach Bill Belichick und Brady sind mit Trump befreundet. «Tom Brady, Bob Kraft und Coach B sind totale Gewinner. Wow!», schrieb Trump, der den Patriots einen Sieg mit acht Punkten Vorsprung prophezeit hatte.
Bei New England fehlte der Deutsche Sebastian Vollmer wie schon die gesamte Saison verletzt, dürfte aber voraussichtlich ebenfalls einen der begehrten Ringe für die Champions erhalten. Die Falcons mit Quarterback Matt Ryan verpassten hingegen den ersten NFL-Titel und unterlagen wie schon 1999 bei ihrer ersten Final-Teilnahme. «Ein fantastisches Match», sagte Atlantas Coach Dan Quinn und beklagte den Ballverlust Ryans beim Stand von 28:12 im Schlussviertel. «Das ist wohl das eine Ding, das wir anders machen würden. Wow – Glückwunsch an die Jungs.»
Vor Promi-Fans wie Vizepräsident Mike Pence oder Elton John und John Travolta ließ Atlanta mit der besten Offensive der NFL zunächst der stärksten Defensive keine Chance. Bei den vorigen sechs Super-Bowl-Teilnahmen in der Ära von Brady und Erfolgscoach Belichick waren die Patriots ohne Punkte im Auftaktviertel geblieben – und erneut kam New England überhaupt nicht in Schwung.
Mit einem ausgewogenen Mix aus Lauf- und Passspiel dominierten die Falcons ihren Gegner, Ryan führte sein Team nach der Auszeichnung als wertvollster Spieler der Saison zur 14:0-Führung. Noch nie zuvor verspielte ein Team im Super Bowl einen derartigen Vorsprung.
Und Brady ließ die geforderten Comeback-Qualitäten zunächst vermissen. Entnervt von der aggressiven Falcons-Verteidigung, die ihn immer wieder hart zu Boden brachte, zeigte er ungewohnte Schwächen. Sein Pass landete in den Händen von Atlantas Robert Alford, der den Ball über 82 Yards zum dritten Touchdown trug. Niedergeschlagen saß Brady mit gesenktem Kopf auf der Bank.
Nach dem spektakulären Halbzeit-Auftritt von Lady Gaga ging die Matt-Ryan-Show aber nur kurz weiter. Den zweiten Touchdown-Pass seines Quarterbacks trug Tevin Coleman lässig in die Endzone.
Die Patriots versuchten mit allen Tricks zurückzukommen, ließen einmal sogar auch ihren eigentlichen Ballfänger Julian Edelman werfen. Langsam, aber sicher brachte Brady seine Angriffsmaschinerie ins Laufen, fand zunächst White für den ersten Touchdown New Englands. Ryan verlor den Ball, Brady warf seinen zweiten Touchdownpass, führte sein Team mit aller Routine zunächst zum Ausgleich – und dann zum kaum noch für möglich gehaltenen Sieg.
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(dpa)