Zehn Jahre zurück: Karriere von Biathlon-Star Neuner beginnt

Leipzig – Vor genau zehn Jahren ging der Stern von Magdalena Neuner auf. Am 3. Februar 2007 holte die damals 19-Jährige in Antholz mit ihrem Sieg im Sprint ihren ersten von zwölf Weltmeistertiteln. Das ist bis heute Rekord im Damen-Biathlon.

Zudem gewann sie damals noch Gold in der Verfolgung und der Staffel. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erinnert sie sich.

Vor genau zehn Jahren wurden Sie in Antholz erstmals Weltmeisterin. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Magdalena Neuner: Ich habe mir vor ein paar Tagen die Rennen bei YouTube noch mal angeschaut, weil ich mich nicht mehr hundertprozentig erinnern konnte. Vieles war mir nicht mehr präsent, aber es ist ja auch in der Zwischenzeit viel passiert. Ich kann mich noch an einzelne Details erinnern. Zum Beispiel, als ich in der Umkleidekabine saß und mir jemand sagte, du hast gewonnen und bist Sprint-Weltmeisterin. Mir war das in diesem Moment gar nicht bewusst.

Welche Gefühle kamen beim Anschauen in Ihnen hoch?

Neuner: Das Kribbeln kam wieder und die Freude war groß. Ich habe mich mit mir gefreut. Es ist ganz schön, wenn die Erfolge in Erinnerung bleiben. Und wenn man sich das ab und zu anschaut, bleiben sie das vielleicht eher.

Haben Sie damals mit dem Erfolg gerechnet?

Neuner: Überhaupt nicht. Denn ich hatte zuvor in Oberhof auch völlig überraschend meinen ersten Weltcupsieg geholt und bin total unbedarft zur WM gefahren. Es war ja schon toll, dass ich dabei sein durfte, mein erstes richtiges Weltcupjahr mit den Großen, wie Kati Wilhelm und Andrea Henkel. Das allein war schon großartig. Und am Ende war ich auch ein bisschen überfordert, als alles so gekommen ist.

Ist das rückblickend vielleicht sogar ein ganz besonderer Titel?

Neuner: Auf jeden Fall. Die WM 2007 war eine besondere, weil es die erste und eine so erfolgreiche WM war. Und weil sich insgesamt als Sportler für mich so viel verändert hat und ich mich auch als Mensch verändert habe. Es war der Startschuss in ein neues Leben und ein neues Sportlerleben. Von daher waren die Medaillen auch extrem gewichtig, vielleicht noch mehr als alle anderen. Genauso besonders war auch meine letzte WM 2012 in Ruhpolding.

Sie haben vom großen Druck gesprochen, der auf Ihnen lastete. Würden Sie mit dem Wissen von heute etwas anders machen?

Neuner: Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, die ich gemacht habe. Auch für die negativen, denn ich habe aus allen Situationen sehr viel gelernt. Das gehört halt einfach zum Leben dazu. Aber wenn meine Tochter eine erfolgreiche Biathletin werden würde, was ich nicht erwarte, dann würde ich ihr schon das eine oder andere mit auf den Weg geben. Aber ich konnte das damals von anderen Personen gar nicht so annehmen, weil man ja als junger Mensch seine eigenen Erfahrungen machen will.

Ist da auch etwas dabei, was sie Deutschlands neuer Nummer eins, Laura Dahlmeier, mit auf den Weg geben würden?

Neuner: Laura ist eine sehr reife Sportlerin, die ziemlich genau weiß, was sie will und was nicht. Für die Zeit, die sie dabei ist, ist sie ziemlich abgeklärt, geht die Dinge einfach an und grübelt nicht so viel. Sie wird ihren Weg gehen, und jeder geht ihn ein bisschen anders.

Sie werden am 9. Februar, dem WM-Start, 30 Jahre alt. Werden Sie groß feiern?

Neuner: Ich habe nie meinen Geburtstag gefeiert, weil ich immer im Biathlon unterwegs war. Ich werde mit meinen Kindern und meinem Mann irgendwo hinfahren und wir werden uns gemeinsam einen schönen Tag machen. Vielleicht werden wir dann später, wenn es wärmer ist, eine Grillparty machen. Denn mein Mann Josef wird drei Tage nach mir 30.

Haben Sie Angst vor dem Älterwerden?

Neuner: Nein. Botox kann ich nicht verstehen. Ich kann es verstehen, wenn jemand grübelt und sagt, «Mensch schon wieder ein neuer Lebensabschnitt». Aber das ist das Leben. Für mich ist es schön, denn ich wollte immer vor 30 zwei Kinder haben und eine junge Mutter sein, und das bin ich. Und da ist es auch völlig in Ordnung, dass da jetzt eine 3 davor steht. Damit kann ich gut leben.

Den Satz, «ich bin glücklich weil», würden Sie wie vollenden?

Neuner: Weil ich Mama bin, meine Familie habe und über alles liebe und in meinem Leben schon viel erlebt habe.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Neuner: Dass wir alle gesund bleiben und ganz schöne Zeiten und Erlebnisse miteinander haben werden. Und ich hoffe, dass ich mich auch beruflich wie in den letzten zwei, drei Jahren weiterentwickeln kann. Dann wäre ich sehr zufrieden.

ZUR PERSON: Magdalena Neuner ist mit zwölf Titeln Biathlon-Rekordweltmeisterin. Die 29-Jährige beendete 2012 mit nur 25 Jahren ihre einmalige Karriere. Die zweifache Mutter lebt in ihrem Heimatort Wallgau und ist als Markenbotschafterin für mehrere Sponsoren unterwegs. Sie ist mit Josef Holzer verheiratet, tritt aber offiziell unter ihrem Mädchennamen Neuner auf.


(dpa)

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