Stockholm – Linus Straßer war für den Start in Stockholm gar nicht eingeplant. Nur weil das Knie von Felix Neureuther schmerzte, bekam der 24 Jahre alte Skirennfahrer vom TSV 1860 München die Chance, beim Parallel-Slalom in Schweden anzutreten.
Und er nutzte sie für den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur berichtete er von seinen Eindrücken.
Wie hat sich ihre erste Siegerehrung bei einem Weltcup-Rennen angefühlt?
Linus Straßer: Es hat sich unglaublich angefühlt. Aber gar nicht so, dass ich mir dachte, das passiert gerade nicht. Extrem war es eher danach, als ich eine Stunde nach der Siegerehrung alleine im Zimmer saß. Da wusste ich nicht: soll ich lachen, soll ich weinen – da kam mir erst so wirklich, was in den letzten zwei Stunden abgegangen ist. Das war ein unglaubliches Gefühl. Gänsehaut.
Was war der schönste Moment in Stockholm?
Straßer: Wenn man oben steht, sieht man über Stockholm. 200 Meter Luftlinie entfernt stehen Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Das ist eine Kulisse, die ist unglaublich. Vor allem für uns Skifahrer. In der Stadt, das haben wir nicht jeden Tag. Das ist Wahnsinn, vor so einer Kulisse seinen ersten Weltcup zu gewinnen.
Am Ende standen sie mit der Damen-Siegerin Mikaela Shiffrin alleine auf dem Podest. Für sie ist das Routine. Was haben Sie gesprochen?
Straßer: Sie hat gefragt: Komisches Gefühl, oder? In dem Moment habe ich gar nicht begriffen, was gerade abgeht. Es hat sich aber gar nicht so extrem angefühlt. Es war schön, ich habe probiert, alles aufzusaugen. Aber das wirklich krasse Gefühl war, wie gesagt, als ich alleine im Zimmer saß und mich gefragt habe: Was war das eigentlich gerade, was du da abgeliefert hast?
Und was war die Antwort?
Straßer: Ich hoffe, das klingt nicht arrogant jetzt. Aber heute ist mir eine ziemlich souveräne Vorstellung gelungen. Ich habe den ersten Heat gewonnen gegen Henrik Kristoffersen. Ich habe davor schon zu Olli, unserem Physio, gesagt, wenn ich den ersten Heat gewinne, dann ist heute vieles möglich. Kristoffersen ist ein unglaublicher Slalomfahrer. Im Parallelslalom aber ist er nicht unschlagbar. Als ich ihn geschlagen habe, habe ich auch einfach ein gutes Gefühl entwickelt und bin von Lauf zu Lauf sicherer geworden. Das war ein geiles Gefühl.
Von wem gab es schon alles Glückwünsche und SMS?
Straßer: Auf meinem Handy waren Nachrichten ohne Ende. Aber es wird wohl dauern, bis ich am Flughafen bin, das alles zu lesen und zu beantworten.
Was nehmen Sie von dem Rennen mit für die Weltmeisterschaften?
Straßer: Es ist immer gut, wenn man so einen Rückenwind bekommt. Man weiß nie, was das am Schluss noch bringt. Allerdings: Ein Slalom ist wieder was anderes. Aber so ein Erfolg kann auch mal was bewirken.
ZUR PERSON: Linus Straßer gelang in seiner ersten Saison im Weltcup sofort die Qualifikation für die WM 2015. Er wurde starker Zehnter im Slalom. Nach einem durchwachsenen zweiten Jahr ist er inzwischen wieder in Form – und fährt nun mit 24 Jahren zu seiner zweite WM.
(dpa)