Bröckelt die Dominanz der deutschen Rodler?

Igls (dpa) – Vier Goldmedaillen, aber auch drei Niederlagen: Die verwöhnten deutschen Rodler haben sich nach Jahren der totalen Dominanz bei der WM in Innsbruck/Igls als verwundbar präsentiert. 

Genau ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Pyeongchang haben Bundestrainer Norbert Loch und seine Schützlinge eine Menge Arbeit vor sich. In drei Wochen gibt es die Generalprobe in Südkorea, wo Olympiasieger Felix Loch und Kollegen auf einer neuen Bahn keinen großen Heimvorteil erwarten dürfen.

Ein Überblick:

GESAMTBILD: Deutschland bleibt die klare Nummer eins im Rodeln, das unterstreicht auch die Medaillenbilanz bei den Titelkämpfen in Tirol einmal mehr. Doch ein Abo auf Gold, wie in früheren Jahren, gibt es nicht mehr, vor allem bei den Männern und Frauen ist die Weltspitze ganz eng zusammengerückt.

MÄNNER: Olympiasieger, Weltmeister, Gesamtweltcup-Gewinner: In den vergangenen Jahren führte quasi jeder Männer-Titel über Dauersieger Loch. In diesem Jahr schwächelt der 27-Jährige aber und hat erst einmal das Podest betreten dürfen. Sowohl bei der Heim-EM am Königssee als auch bei der WM blieb er ohne Medaille. «Da kommen viele Sachen zusammen. Die Konkurrenz ist stärker geworden, und ich bin fahrerisch nicht so gut drauf», erklärte Loch. Nach den drei verbleibenden Weltcups freue er sich schon auf seinen Urlaub.

FRAUEN: Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner bilden weiter die absolute Weltspitze, die durch Druck aus Russland, USA und Kanada allerdings auch heftiger attackiert wird. In Igls durfte Hüfner jubeln, weil sich Geisenberger mehrere gravierende Fahrfehler leistete. «Beide haben Olympia im Visier», kündigte Trainer Loch bereits an. Die verschiedenen Siegerinnen in diesem Winter beweisen, wie offen der Weltcup geworden ist und wie sehr sich die deutsche Dominanz mit Dreifachsiegen am Stück aufgelöst hat.

DOPPELSITZER: Diese Disziplin bleibt vorerst die letzte Bank der Deutschen. Toni Eggert/Sascha Benecken gewannen erstmals den WM-Titel und bezwangen damit auch ihre Dauerrivalen Tobias Wendl/Tobias Arlt. «Ich glaube, dass uns das gerade für die Zukunft und die weiteren Höhepunkte noch mehr Rückenwind gibt», sagte Eggert. Auch Benecken meinte: «Wir werden nun sicher nicht mehr als die ewigen Zweiten gehandelt.» Robin Geueke/David Gamm rundeten mit WM-Bronze den Dreifachtriumph in der aktuell einzigen deutschen Domäne ab.

TRAININGSGRUPPE SONNENSCHEIN: Loch, Geisenberger und Wendl/Arlt – das sind nicht nur die Olympiasieger, sondern die Dominatoren der vergangenen Jahre. Die Bilanz in Igls fällt ernüchternd aus. Nicht nur ihre WM-Titel gingen verloren, sondern auch die Vormachtstellung im deutschen Team. Staffelgold gewann Deutschland mit Johannes Ludwig, Hüfner sowie Eggert/Benecken.

(dpa)