Berlin – Auch angesichts zunehmender Erfolgserlebnisse sieht Nico Ihle keine Veranlassung, sein Titelbild auf Facebook mal zu erneuern. Dort sieht man ein Foto von der Anzeigetafel bei seinem ersten Weltcupsieg über 1000 Meter am 6. Dezember 2014 – in Berlin.
Inzwischen ist ein weiterer Erfolg des besten deutschen Eissprinters über 500 Meter dazu gekommen, mit EM-Bronze auch die erste Medaille bei einer internationalen Eisschnelllauf-Meisterschaft. «Kurz habe ich mal überlegt, ob ich das Bild mal aktualisiere. Aber ich habe entschieden: Nein, das bleibt. Der erste Sieg war etwas ganz Besonderes», verriet Ihle.
Der 31-jährige Chemnitzer empfindet seine jüngsten Erfolge aber als Riesen-Motivation für die Wochen der Wahrheit. «Die EM-Medaille soll nur der Anfang gewesen sein, zumal ja in Heerenveen noch mehr drin war. Bei der WM auf der Olympia-Bahn in Südkorea und zwei Wochen später im Sprint-Vierkampf in Calgary wird sich erst herausstellen, ob die Saison wirklich erfolgreich war», meinte der Olympia-Vierte schmunzelnd.
In Berlin wird beim Heim-Weltcup am Wochenende die heiße Phase des vorolympischen Winters eingeleitet. «Ich habe hier zuletzt fast drei Wochen mit meinem Bruder Denny und Coach Klaus Ebert intensiv trainiert. Das soll sich nun auch in schnellen Zeiten auszahlen», sagte der Sachse, der nicht ungern zum zehnten Mal bei einem Weltcup das Podest besteigen würde. «Berlin liegt mir, nicht nur wegen des ersten Weltcupsieges. Hier habe ich im Training so viele Stunden zugebracht wie auf keiner anderen Bahn», konstatierte er.
Und die Vorfreude auf den letzten Saison-Wettkampf auf heimischem Eis ist ihm im Gesicht abzulesen. Extra-Motivation ist für den erfahrenen Kufenflitzer, dass seine Frau Anni mit den beiden kleinen Töchtern Emma und Maxi wieder hinter der Bande steht. «Wenn die Große erstmal in die Schule kommt, wird das nicht mehr so einfach. Aber im Moment ist meine Frau mit Maxi noch in der Elternzeit, da passt das alles prima», berichtete Ihle.
Damit es nach zuletzt zwei vierten Plätzen erstmals zu einer WM-Medaille reicht, hat Ihle viel Wert auf besseres Kurvenverhalten gelegt. Um fast sechs Kilo hat er sein Gewicht reduziert, was ihm dabei zugute kommt. «Ich fühle mich richtig wohl. Wichtig war auch, dass ich bisher ohne Verletzungen und Erkrankungen durch den Winter gekommen bin», räumte er ein. Nicht zuletzt haben sicher auch die harten Trainingsstunden auf der Freiluftbahn bei oft misslichen Witterungsbedingungen im Küchwald und das seit Jahren erfolgreiche gemeinsame Training mit den Chemnitzer Bahnradsprintern zur stabilen Formentwicklung beigetragen.
Im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF hatte Ihle vor einigen Tagen seine Schlagfertigkeit vor einem großen Publikum unter Beweis gestellt und seine Sportart gut verkauft. «Das war ein schöner Abend, hoffentlich war das nicht der letzte», schilderte er seine Eindrücke. Und schmunzelnd bedauerte er: «Ich durfte aber vorher nicht an der Torwand üben.»
(dpa)