Hamburg – Das überraschende WM-Aus der DHB-Auswahl hat die Entscheidungsträger in der Handball-Bundesliga zwar geschockt, aber keine große Besorgnis bei ihnen ausgelöst.
Der Präsident der Bundesliga-Vereinigung HBL, Uwe Schwenker, glaubt, dass das Scheitern im Achtelfinale an Katar (20:21) das Team sogar voranbringen wird. «Das ist eine Niederlage, aber kein Rückschritt», sagte er. «Das kann der Mannschaft helfen, noch fokussierter in ein Spiel zu gehen.»
Ähnlich sieht es HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: «Das ist bitter. Aber es bricht keine Welt auseinander. Den Weg des deutschen Handballs kann dieses Negativerlebnis nicht stoppen.» Auf der Habenseite stünden der EM-Titel und Olympia-Bronze 2016.
Ex-Bundestrainer Heiner Brand glaubt ebenfalls an eine große Zukunft der DHB-Auswahl. «Das ist im Augenblick natürlich sehr schade. Aber ich sehe dennoch überragende Möglichkeiten. Die Mannschaft ist so gut aufgestellt und hat Perspektive», sagte der Weltmeister-Trainer von 2007. «Ich glaube, man muss sich keine Sorgen machen.»
Als einer der wenigen befürchtet der ehemalige Weltklasse-Spieler Stefan Kretzschmar einen Dämpfer für den deutschen Handball. «Dieser Boom und diese Euphorie sind erst mal vorbei», sagte er im NDR-Sportclub. «Da ist natürlich jetzt erst mal so eine kleine Bremse eingelegt. Alle sind konsterniert und schockiert.»
Bedauert wurde von allen, dass Trainer Dagur Sigurdsson eine Medaille zum Abschied vom DHB verwehrt worden ist. «Es tut mir Leid für ihn. Was er geleistet hat in einer kurzen Phase, das ist enorm. Er hat dem deutschen Handball wieder Leben eingehaucht», sagte Schwenker. Ähnlich sah es Kretzschmar: «Er hat dieser Nation und diesem Handball-Deutschland neue Energie eingehaucht.»
Zum Nachfolger will sich die HBL nicht äußern. «Das ist allein Sache des DHB. Da werden wir uns nicht einmischen», betonte Bohmann, der einen möglichen positiven Effekt durch das frühe WM-Aus der Deutschen nicht ausschließen will. «Vielleicht macht es die Sache für den Nachfolger ein bisschen leichter. Denn wenn Dagur mit der Mannschaft Weltmeister geworden wäre, hätte man doch gesagt, er kann übers Wasser laufen.» Im Gespräch als Sigurdsson-Nachfolger sind die Bundesliga-Trainer Markus Baur (TVB 1898 Stuttgart) und Christian Prokop (SC DHfK Leipzig).
Lob gab es für den Bundesliga-Sponsor DKB (Deutsche Kreditbank), der die Übertragung der WM-Spiele im Internet ermöglichte. Mehr als eine Million Fans verfolgten die Niederlage gegen Katar (20:21). «Wir können der DKB dankbar sein, dass wir überhaupt Bilder von der WM hatten», sagte Dierk Schmäschke, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt.
Sein Kollege Thorsten Storm vom Rekordmeister THW Kiel sieht es ebenso: «Tolle Aktion von der Bank.» Der Manager hat aber auch Bedenken. «So gut es jetzt auch gemacht war, natürlich fehlt die Reichweite. Es muss künftig eine Zwischenlösung mit dem Fernsehen geben.» HBL-Präsident Schwenker lobt, dass der Rechtemarkt aufgemischt wird. «Hier wurde eine Tür aufgestoßen. Abseits der breiten TV-Berichterstattung über Fußball wurde gezeigt, wie andere Sportarten medial präsentiert werden können.»
(dpa)