Paris – Der ehemalige Weltklasse-Spieler Stefan Kretzschmar befürchtet nach dem unerwarteten WM-Aus der DHB-Auswahl einen Dämpfer für den deutschen Handball.
«Dieser Boom und diese Euphorie sind erst mal vorbei», sagte Kretzschmar im NDR-Sportclub nach dem 20:21 der Nationalmannschaft im Achtelfinale in Paris gegen Katar. «Da ist natürlich jetzt erst mal so eine kleine Bremse eingelegt. Alle sind konsterniert und schockiert.» Dem scheidenden Bundestrainer Dagur Sigurdsson bescheinigte er trotz des frühen Ausscheidens ein sehr gutes Zeugnis. «Er hat dieser Nation und diesem Handball-Deutschland neue Energie eingehaucht», sagte Kretzschmar.
Wer Sigurdssons Nachfolger wird, ist laut Kretzschmar «noch nicht geklärt». Mit Christian Prokop und Markus Baur seien beide Top-Kandidaten noch im Rennen. Verschiedene Medien hatten zuletzt berichtet, dass sich der Deutsche Handballbund (DHB) bereits mit Prokops Club SC DHfK Leipzig auf eine Ablösesumme geeinigt hätte. Als Aufsichtsratsmitglied des Clubs sagte der ehemalige Linksaußen, dass es den Leipzigern neben der Ablöse für Prokop auch um eine Nachfolgeregelung gehe. «Er ist der wichtigste Baustein an dem Erfolg in Leipzig. Und wenn man ihn dem DHB zur Verfügung stellt, muss man dafür sorgen, dass man weiter erfolgreich arbeiten kann», sagte er.
Uwe Schwenker warnt derweil vor einer Überbewertung des frühen deutschen Abschieds bei der Handball-WM. «Das ist eine Niederlage, aber kein Rückschritt», sagte der Präsident der Handball-Bundesliga-Vereinigung HBL. Schwenker glaubt, dass das Scheitern die DHB-Auswahl voranbringen wird. «Das kann der Mannschaft helfen, noch fokussierter in ein Spiel zu gehen.»
Mit EM-Sieg und Olympia-Bronze im vergangenen Jahr habe die deutsche Mannschaft Hervorragendes geleistet, sagte Schwenker. «Das bleibt durch das eine verlorene Spiel unangetastet». Bedauern äußerte der 57-Jährige, dass Trainer Dagur Sigurdsson ein krönender Abschied verwehrt geblieben ist. «Es tut mir leid für ihn. Was er geleistet hat in einer kurzen Phase, das ist enorm. Er hat dem deutschen Handball wieder Leben eingehaucht.»
(dpa)