Melbourne – Durch einen mühsamen Erfolg im deutschen Tennis-Duell mit Carina Witthöft erreichte Titelverteidigerin Angelique Kerber die dritte Runde der Australian Open. Die Weltranglisten-Erste gewann an ihrem 29. Geburtstag in Melbourne 6:2, 6:7 (3:7), 6:2 gegen die Hamburgerin.
Erstmals unter den letzten 32 in Australien steht Mischa Zverev nach einem spektakulären Erfolg. Der ältere Bruder von Alexander Zverev siegte nach 0:2-Satzrückstand und Abwehr von zwei Matchbällen im vierten Satz gegen US-Riese John Isner noch 6:7 (4:7), 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:4), 9:7. Der Erfolg stand nach 4:10 Stunden fest. Zverev hatte beim 6:5 im fünften Satz drei Matchbälle, den ersten wehrte Isner mit einem Netzroller ab. Die vierte Chance nutzte Zverev dann und hat am Freitag gegen den Tunesier Malek Jaziri die Chance auf sein erstes Grand-Slam-Achtelfinale.
Julia Görges scheiterte dagegen mit 3:6, 4:6 an der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Jelena Jankovic aus Serbien. «Mein Aufschlag war irgendwo, aber nicht auf dem Platz», meinte die Bad Oldesloerin.
Am Mittwoch spielt noch Mona Barthel, erst am Donnerstag treten Alexander Zverev, Philipp Kohlschreiber und Andrea Petkovic in der zweiten Runde an.
Das war keine rauschende Geburtstagsparty: Kerber mühte sich wie bei ihrem Erstrundensieg gegen die Ukrainerin Lessia Zurenko ab. «Es war ein sehr schwieriges Match. Ich habe viele Aufs und Abs gehabt», räumte sie ein. «Ich habe in den entscheidenden Momenten viele Fehler gemacht.» Im TV-Sender Europsport fügte sie hinzu: «Ich weiß selbst nicht, was es war. Es ist immer schwer, gegen eine Deutsche zu spielen.» Letztlich aber behielt sie dank ihres Kampfgeistes und der vielen Fehler von Witthöft die Oberhand.
Die Weltranglisten-89. war enttäuscht, dass ihr im dritten Vergleich nicht der durchaus mögliche erste Sieg gelang. «Ich hatte Chancen, und sie war mental angeschlagen. Es ärgert mich wirklich. Ich hätte das nutzen können, müssen…», stellte Witthöft fest.
In der dritten Runde trifft Kerber am Freitag in einem Linkshänder-Duell auf die Tschechin Kristyna Pliskova, die Zwillingsschwester von US-Open-Finalistin Karolina Pliskova. Gegen die 58. der Weltrangliste hat sie bisher noch nicht gespielt.
Die Zuschauer in der Rod-Laver-Arena sangen für Kerber nach ihrem Erfolg «Happy Birthday». Den wollte sich die Kielerin mit einem Essen mit ihrem Team am Abend noch bereiten. Es hätte aber auch ganz anders laufen können. Witthöft versuchte wie angekündigt, vor allem mit der Vorhand selbst die Initiative zu übernehmen. Der 21-Jährigen unterliefen aber im ersten Satz 25 leichte Fehler – viel zu viele.
Bei bestem Tennis-Wetter mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen 20 Grad, aber auch mit Wind zur Mittagszeit, führte Kerber in Durchgang zwei schon 2:0. Dann senkte die aktivere Witthöft ihre Fehlerquote und drehte das Match. Die durch ihren schwachen Aufschlag bei senkrecht stehender Sonne eh schon frustrierte Kerber zertrümmerte im Tiebreak fast ihren Schläger, gab einen 3:1-Vorsprung nach zwei Doppelfehlern ab und kassierte den verdienten Ausgleich. Nach dem 0:1 im letzten Satz steigerte sie sich wieder, während Witthöft erneut mehr Fehler machte. Nach 2:08 Stunden war das wechselhafte und nur selten hochklassige Match beendet.
(dpa)