DFL-Chef Seifert kritisiert Mammut-WM

Frankfurt/Main – DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat die internationalen Fußball-Verbände massiv kritisiert und FIFA sowie UEFA eine Expansionspolitik auf Kosten der Ligen und Vereine vorgeworfen.

«Die internationalen Ligen werden nicht mehr ernst genommen», sagte er beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt am Main. «Was derzeit in den Zeiten der Globalisierung völlig fehlt, ist ein globaler Masterplan, wie sich der internationale Fußball entwickeln soll.»

Klares Indiz dafür, dass die Kluft zwischen Europas Top-Ligen und den Verbänden wieder deutlich größer wird, ist für Seifert die beschlossene Aufstockung künftiger Fußball-Weltmeisterschaften auf 48 Teams. Die FIFA verspricht sich davon Mehreinnahmen von bis zu einer Milliarde Euro, weil sie ab 2026 weiteren 16 Ländern eine WM-Teilnahme ermöglicht. Clubs und Ligen befürchten dagegen eine Verwässerung des sportlichen Niveaus und eine zu große Belastung für ihre Spieler.

«Man ist im Fußball an der Stelle, dass man das Gefühl hat, es geht nur noch um mehr, ums Rausquetschen, und man achtet nicht mehr auf die Qualität der Spiele», sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff am Dienstag. «Und ich weiß, dass der Fan da auch ein feines Gespür hat. Und da muss man genau drauf achten, dass wir das Ganze nicht überreizen».

Seifert beklagte in seiner Rede vor den Vertretern der 36 Bundesliga- und Zweitliga-Clubs eine «Quasi-Konkurrenz», die zwischen den nationalen Ligen und den internationalen Verbänden entstanden sei. Einen «offenen Machtkampf» könne niemand wollen. Der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung machte aber auch deutlich, dass er die Verantwortung dafür allein bei der FIFA oder der UEFA sieht. «In den nationalen Ligen und nirgendwo sonst werden die jungen Spieler ausgebildet, die später zu den Stammspielern und Stars werden, die auch den Nationalmannschaften weiterhelfen», sagte er. «FIFA und UEFA werden die Arbeit der nationalen Ligen nie ersetzen können.»

Genaue Zahlen zur Umsatzentwicklung der deutschen Proficlubs wird die DFL erst in der kommenden Woche bekannt geben. Seifert betonte aber schon einmal, dass der Boom der Bundesliga weiter anhält. «Ich führe die DFL in dieser Position seit zwölf Jahren. Und ich höre seit zehn Jahren: Wann platzt die Blase? Wann hört dieser Erfolg der Bundesliga auf?» Aber davon könne keine Rede sein. «2016 war ein gutes und ein wichtiges Jahr», sagte Seifert. «Wir haben den zweitgrößten Medienvertrag einer nationalen Liga weltweit abgeschlossen. Und wir haben dafür einen neuen und innovativen Verteilerschlüssel gefunden.»

Der 47-Jährige warnte aber auch davor, sich auf dieser Entwicklung auszuruhen. Sein großes Ziel bleibt die Internationalisierung der Liga. Die Bundesliga-Vereine müssten dazu noch deutlich häufiger zu Trainingslagern und Turnieren nach Asien oder Amerika reisen, um die Liga dort zu vermarkten. «Es wird mittelfristig nur noch zwei, drei internationale Ligen geben, dem das Interesse weltweit folgt», sagte Seifert. «Gemeinsam mit unseren Clubs ist es unumgänglich, dass wir uns weltweit stärker positionieren.»


(dpa)

(dpa)