Marbella – In der Not wurde Coach Manuel Baum erfinderisch und schickte Mittelfeld-Oldie Halil Altintop als Sturmspitze aufs Feld. Die langandauernde Verletztenmisere in der Offensive des FC Augsburg beeinflusst auch das Trainingslager des Fußball-Bundesligisten in Spanien.
Im Test gegen AZ Alkmaar am Wochenende war kein einziger nomineller Profi-Stürmer verfügbar, also musste Altintop ran. «Das kann auch eine Lösung sein», sagte der Cheftrainer zwar nach dem 1:1. Vor dem Start in die Restrunde muss sich die Personallage im Angriff aber dringend entspannen. Sonst dürfte der FCA – entgegen eigener Beteuerungen – auf Winter-Transfergeschick angewiesen sein.
Dank eines 1:0 gegen Mönchengladbach und eines 1:1 in Dortmund hatte sich der FC Augsburg beachtlich in die Winterpause verabschiedet. Nur drei Tore aus den letzten sechs Liga-Spielen 2016 illustrierten aber das größte Defizit der Fuggerstädter: die Harmlosigkeit im Sturm.
Das lag vor allem am Fehlen der meisten Angreifer: Alfred Finnbogason muss seit Oktober wegen einer Schambeinentzündung zusehen, Rückkehr unklar. Der Isländer weilt zur Therapie aktuell in Doha. «Es wird einfach nicht besser», sagte er der «Bild»-Zeitung. Ein Spezialist für Adduktorenblessuren soll ihm in Katar helfen. Wenn die Therapie anschlägt, «könnte ich mich irgendwann im Februar in Augsburg wieder nah ans Team heranarbeiten», sagte der 27-Jährige.
Teamkollege Caiuby fehlt gar schon seit September, ein Comeback des Brasilianers nach einer Knie-Operation ist nicht abzusehen.
Immerhin konnte Raul Bobadilla gegen Alkmaar nach einer wochenlangen Pause wegen einer Wadenverletzung wieder auflaufen. Die Augsburger wollen den Erfolgsgaranten langsam heranführen, nachdem dieser zuvor fast nur Laufeinheiten ohne Ball absolviert hatte. Auf die Tore des Paraguayers sind die Augsburger seit mehr als drei Jahren angewiesen.
Bleiben für die Offensive noch der Koreaner Dong-Won Ji, der seit Monaten den Alleinunterhalter in der FCA-Sturmspitze gibt, und die beiden Nachwuchsspieler Julian Günther-Schmidt und Marco Richter. Diese kennt Baum noch aus seiner Zeit als Nachwuchstrainer. «Wir haben aber sicher keinen Freibrief», erkannte Günther-Schmidt.
«Ich bin zufrieden, mit dem was ich habe», sagte Baum. Manager Stefan Reuter kommentierte die Transferperiode: «Derzeit planen wir keine Aktivitäten mehr.» Im Test gegen Alkmaar erzielte Takashi Usami zwar das Tor der Augsburger, und Jonathan Schmid wurde vom Coach immer wieder nach vorne gepeitscht. Gegen die Torarmut dürften die beiden aber ebenso wenig etwas machen können wie Aushilfsstürmer Altintop.
Einer, der seine Abschlussstärke vor dem Jahreswechsel eindrucksvoll bewiesen hatte, war Nürnbergs Guido Burgstaller. Der Österreicher wird beharrlich als Kandidat für einen Wechsel in der Winterpause gehandelt, auch wenn Geschäftsführer Reuter darüber keine Auskunft gibt und der «Club» noch kein Angebot erhalten haben soll. Mit 14 Toren überragte der 27 Jahre alte Stürmer in der Hinrunde der 2. Liga – das sind mehr Treffer als alle Augsburger zusammen erzielten.
(dpa)