Leipzig – RB Leipzig hat keine Zeit zu verlieren. Auch im Trainingslager drückt der Aufsteiger, der mit seinem Hochgeschwindigkeitsfußball die Bundesliga bereits mächtig durcheinandergewirbelt hat, aufs Tempo.
«Es muss von Anfang an sitzen», sagte Trainer Ralph Hasenhüttl vor der Abreise nach Südportugal. Entsprechend sollte der erste Tag im Vorbereitungscamp in Lagos an der Algarve aussehen: Ankunft, Einchecken, Umziehen, Trainieren.
Mit insgesamt 27 Akteuren, darunter drei Nachwuchsspieler, wird Hasenhüttl dort acht Tage lang «intensiv» arbeiten, um in den kommenden 18 Meisterschaftsspielen ein Ziel zu verfolgen: noch besser spielen als bisher.
Für einen Tabellenzweiten, der gerade mal zwei Niederlagen kassierte und nur drei Punkte Rückstand auf den FC Bayern hat, ein von außen betrachtet beeindruckend ambitioniertes Ziel. Andrerseits ist diese junge Mannschaft trotz ihrer vielen starken Auftritte, ihrer Dynamik und ihrer taktischen Variabilität noch immer mitten im Lernprozess.
Ein One-Hit-Wonder für eine Saison ist dieses Team nicht. «Leipzig ist ein sportlich ernst zu nehmender Rivale, um den ich froh bin und der sich über Jahre dort oben halten wird», sagte Uli Hoeneß, der Präsident des ruhmreichen FC Bayern, der «Sport-Bild» (Mittwoch). Kein Vergleich mit dem 1. FC Kaiserslautern, der 1998 als Rückkehrer den Titel geholt hatte oder Leicester City, dem kriselnden Sensations-Meister der vergangenen Premier-League-Saison.
RB Leipzig, von Fußball-Traditionalisten immer noch gern verpönt ob der Marketing-Maschinerie von Sponsor Red Bull, hat sich sportlich im Eiltempo auch im Oberhaus etabliert. «Ich bin dankbar, dass es einen weiteren Rivalen gibt, der in der Lage ist, ernsthaft um die Meisterschaft mitzuspielen. Das tut dem Wettbewerb und der ganzen Liga gut», sagte Hoeneß.
Damit es so bleibt, wird in Lagos hart gearbeitet. «Es ist eine sehr kurze Vorbereitung, eine sehr knackige», versprach Hasenhüttl. Bis zum 12. Januar wird er mit seinem bislang unveränderten Kader an der Algarve arbeiten. Begleitet werden dürften sie weiterhin von Spekulationen um mögliche Neuzugänge oder potenzielle namhafte Abgänger. Das Transferfenster ist bis zum Monatsende offen, personelle Probleme im defensiven Bereich mit immer wiederkehrenden Engpässen würde Hasenhüttl gern lösen.
Gehen würde keiner, wenn allein er zu entscheiden hätte. Denn so sehr die Mannschaft auch personell immer wieder variierte, so wichtig scheint nahezu jeder Einzelne in dem für viele Gegner unberechenbaren Team. Mit Davie Selke, der nur wenig Einsatzzeiten bisher bekam, habe er ein gutes Gespräch geführt, erzählte Hasenhüttl.
Der Olympia-Silbermedaillengewinner von Rio, einst beim SV Werder Bremen, wird auch international umworben. Dass der angeblich auch vom FC Liverpool ins Auge gefasste Stürmerkollege Emil Forsberg die ersten drei Ligapartien gelbgesperrt fehlt, könnte Selkes Chance sein, endlich wieder von Beginn an zu spielen.
Für mögliche Wechselabsichten Selkes ist das begrenzte Forsberg-Aus dagegen nicht förderlich. Beide nicht zur Verfügung zu haben in den Heimpartien gegen Eintracht Frankfurt (21. Januar) und 1899 Hoffenheim (28. Januar) sowie bei Borussia Dortmund (4. Februar) wäre keine allzu gute Option für Hasenhüttl. Punkte hat RB Leipzig ebenso wenig wie Zeit zu verlieren.
(dpa)