Schönau am Königssee – In einer ungewohnt schwierigen Situation wird für die deutschen Rennrodler selbst die Heim-EM am Königssee zu einer Zwischenstation.
Nach einigen Rückschlägen und Niederlagen will sich vor allem die «Trainingsgruppe Sonnenschein» um die Olympiasieger Felix Loch, Natalie Geisenberger und die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt nach dem bislang eher ernüchternden Saisonverlauf rehabilitieren.
«Wir haben bei den ersten vier Weltcups der Saison bereits gesehen, dass die Konkurrenz international sehr stark ist und dass es auch hier am Königssee sehr schwer werden wird zu gewinnen oder sogar auf das Podium zu fahren», sagte Bundestrainer Norbert Loch vor den Wettkämpfen am Donnerstag und Freitag.
Die Europameisterschaften auf der ältesten Kunsteisbahn der Welt sind zugleich ein Weltcup und in der Rodel-Szene eigentlich nicht von erhöhter Bedeutung. Für die Deutschen hat der Weltcup aber gleich dreifach Brisanz: Die jahrelange Vormachtstellung soll wieder zurückerobert, die Domäne auf der Heimbahn fortgesetzt und die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in Innsbruck/Igls (27. bis 29. Januar) perfektioniert werden.
Der jahrelange Top-Athlet Loch liegt im Gesamtweltcup der laufenden Saison nur auf Rang zwei hinter dem Russen Roman Repilow. Dementsprechend wünscht sich der 27-Jährige für die zweite Saisonhälfte, «dass es auf jeden Fall die nächsten Rennen besser läuft und es bei der WM in Innsbruck für eine Medaille reicht».
Titel sind für die deutschen Rodler in der verschärften Konkurrenzsituation keine Selbstverständlichkeit mehr – nicht mal auf der Hausbahn am Königssee. «In erster Linie geht es mir momentan darum, ein sauberes Rennen zu fahren. Mein Ziel ist es, zwei gute Läufe zu zeigen», sagte Loch.
Besser läuft es derzeit noch bei den Frauen, die aber auch an Dominanz eingebüßt haben. Olympiasiegerin Natalie Geisenberger liegt im Weltcup hinter ihrer Landsfrau Tatjana Hüfner zurück, will bei der EM aber angreifen. «Das Ziel ist der Titel. Ich möchte gewinnen, vor allem auf der Heimbahn», kündigte die 28-Jährige an. Sie siegte zuletzt viermal in Serie im Gesamtweltcup und ist nach einer Verletzung an der Schulter wieder weitgehend schmerzfrei.
Über die Trophäensammlung hinaus sieht auch Bundestrainer Loch die EM als Gradmesser für den Saison-Höhepunkt in Tirol Ende Januar. «Es gilt, dass man sich in Richtung WM noch einmal Wettkampfhärte und Stabilität holt. So langsam sollte man sich jetzt in eine WM-Form bringen», sagte der 54-Jährige. Am Donnerstag sind zunächst die Frauen und die Doppelsitzer dran, am Freitag greifen dann die Männer ein – zum Abschluss wird wie gewohnt die Teamstaffel ausgefahren.
(dpa)