Hamburg – Erst in Hoffenheim, nun beim Hamburger SV: Der frühere Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters hat sich darauf spezialisiert, eigene Talente bundesliga-reif zu machen.
«Wer sich im Fußball auskennt, weiß, dass es fünf, sechs, sieben Jahre dauert, bis diese Arbeit Früchte trägt», erklärt der 56-Jährige, der seit zwei Jahren als Direktor Sport das vielfach kritisierte Nachwuchskonzept des HSV umgekrempelt hat. Eklatante Versäumnisse wie bei Jonathan Tah, Seeler-Enkel Levin Öztunali oder zuletzt Keren Demirbay, die nun bei anderen Clubs Karriere machen, sollen sich nicht wiederholen.
«Dass da markante Fehler gemacht worden sind, ist bekannt. Inzwischen gibt es beim HSV aber mindestens fünf, sechs Jungs, die sauinteressant sind. Diese Top-Performer müssen wir fördern», betont Peters im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er nennt Youngster wie die U-Nationalspieler Finn Porath, Christian Stark oder Mats Köhlert, die dem erweiterten Profi-Kader des HSV angehören und Spielpraxis in dessen U-Teams erhalten. Umgekehrt erwartet Peters aber auch, dass die Emporkömmlinge «initiativ bleiben» und mitziehen. «Ihre Persönlichkeitsentwicklung ist entscheidend. Und sie müssen noch erfolgsorientierter werden», fordert er.
Wie einst beim Hockey, wo er die Herren 2002 und 2006 zum WM-Sieg sowie 2004 bei Olympia in Athen zum Gewinn der Bronzemedaille geführt hat, ist Peters mit Akribie und Ehrgeiz am Werk. Halbe Sachen sind nicht sein Ding. «Ich hasse Mittelmaß. Das hat im Profi-Sport nichts zu suchen», lautet seine Maxime. Und gemäß der Erkenntnis, dass sich «Persönlichkeiten nach der Pubertät» entwickeln, strebt er an, dass die Talente beim HSV in der U15 einsteigen und es «im besten Fall» bis hoch in den Profikader schaffen.
Erste Erfahrungen im Fußball sammelte der langjährige Hockey-Coach bei 1899 Hoffenheim, wo er acht Jahre für das Nachwuchskonzept verantwortlich war. Seine Bilanz dort kann sich sehen lassen. «Heute sind neun Spieler aus der Akademie von damals im Profi-Kader», berichtet Peters. Am bekanntesten ist Niklas Süle, der erst kürzlich sein Debüt bei Bundestrainer Joachim Löw in der Nationalmannschaft gefeiert hat und mittlerweile auch auf der Wunschliste des FC Bayern München ganz oben steht.
Obwohl die Aufgabe in Hoffenheim «schwerer» gewesen sei, werde es in der Hansestadt noch dauern, bis sich Erfolge einstellen. «Nach zwei Jahren sehe ich in Hamburg, dass vieles auf den Weg gebracht wurde.» Große Hoffnungen verbindet er mit dem HSV-Campus, der im Sommer bezogen werden soll. Und den er zum Großteil neu konzipiert hat.
Bis zu 100 Mitarbeiter, von den Trainern bis zu den Fahrern, die die Talente zum Training bringen, sind nur für den Nachwuchs da. Als der damalige Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer ihn 2014 an die Elbe holte, plante Peters den Campus noch einmal um. Ob er nun die Früchte seiner Arbeit in Hamburg ernten wird, hängt auch davon ab, wen der HSV für die Position des Sportdirektors verpflichten wird.
Peters hält es zudem für richtig und wichtig, dass Trainer Markus Gisdol – anders als mancher Vorgänger – auf die Mithilfe von Sportpsychologen setzt. «Ich habe meine Erfolge auch meinen sportpsychologischen Helfern zu verdanken. Deren Mitarbeit ist ein wichtiger Mosaikstein, wenn man im Spitzensport Erfolg haben will», betont der langjährige Erfolgscoach beim Deutschen Hockey-Bund.
(dpa)