Würzburg – Selma Hayek trägt ihn, Hugh Jackman auch, Dita Von Teese ebenfalls und Johnny Depp sowieso. Bei den Promis erfreut sich der Hut nicht nur als Schutz vor Regen, Kälte und starkem Sonnenschein, sondern vor allem als Modeaccessoire längst großer Beliebtheit.
Er bedeckt auch bei uns das Haupt stilsicherer Städter. «Das Hut hat sein antiquiertes Image abgelegt», findet Mara Michel, Geschäftsführerin vom Netzwerk deutscher Mode- und Textil-Designer in Würzburg. Bei jungen Leuten bis 35 sei er fast schon ein Must-Have.
«Bei den Frauen ist der Schlapphut oder Flapper besonders angesagt», sagt Hutdesignerin Fiona Bennett aus Berlin. Weil er dank besonders breiter Krempe so lässig aussieht, gilt er auch als klassischer Hut fürs Foto. «Für den Alltag rate ich jedoch zu Modellen mit weniger ausladenden Rändern, die einem nicht die Sicht versperren.» Besonders stark sieht Bennett den Hut-Trend jedoch bei den Männern. «Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht so viele Möglichkeiten haben, ihren Style zu verändern.» Ein Hut biete da Abwechslung.
Auch bei Männern sind die breitrandigen Modelle beliebt, Andreas Voigtländer von der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäft nennt als Beispiel den Fedora. «Dabei handelt es sich eigentlich um einen weichen Filzhut für Herren, der aber auch von Damen getragen wird.» Er ist längs der Krone eingeschlagen und an der Vorderseite beidseitig eingekniffen. «Wer es trendig mag, klappt die Krempe vorne nach oben», rät Voigtländer.
Im Winter sei zudem der Trilby ein Modehit. Dabei handelt es sich um eine etwas schmaler geschnittene Variation des Fedoras. Eine Alternative ist der Porkpie. «Er hat einen kreisrunden Kopf, eine gleichseitig steife Krempe, ist rund eingeschlagen und wird auf dem Hinterkopf getragen», beschreibt Michel. Der Diamante hat wiederum eine kreuzförmig eingedrückte Krone.
Alle diese Hüte werden zunehmend auch von Frauen getragen, «sie kaufen sie mit kleinen Details», sagt Bennett. Das sind etwa Federn und kleine Bommel. «Der Hut sollte aber nicht dekoriert aussehen», betont die Designerin. Eleganter wirken kleine grafische Elemente. «Die Krempe kann gelöchert sein, das passt besonders gut zum Flapper», ergänzt Voigtländer.
Wie kann es anders sein: Die Wahl des Hutes sollte sich an der Kopfform orientieren. Wer ein rundes Gesicht hat, wählt lieber hohe als flache Modelle. «Der Rand darf dann gerne breit sein», erklärt Voigtländer. Das verlängere optisch das Gesicht. Wer einen länglichen Kopf hat, ist hingegen mit flacheren Hüten gut beraten. Bei einer ovalen Gesichtsform passe prinzipiell jedes Modell. «Kleine Menschen sollten zudem darauf achten, dass die Krempe nicht zu ausladend ausfällt», sagt Voigtländer. «Sonst sieht man aus wie ein Pilz.» Bei großen Menschen darf es hingegen gerne üppiger sein.
Voigtländer rät aber, nicht nur auf die Körperform zu achten: «Damit der Look gekonnt aussieht, muss der Hut ebenso zum Outfit und zum Charakter passen.» Das heißt also: Temperamentvolle Menschen greifen zu einem Hut in einer kräftigen Farbe, zu ruhigeren Menschen passen extrovertierte Varianten weniger. «Im Zweifelsfall rate ich allerdings, den Hut lieber passend zum Outfit zu wählen – schließlich wollen wir ja manchmal auch die Rolle wechseln und eine neue Seite von uns zeigen», sagt Voigtländer.
Die Frage Hut kommt zumindest bei Frauen nicht ohne die Frage nach dem Haarstyling aus. «Der klassische Haarschnitt ist der grafische Pagenkopf», erklärt Bennett. «Dazu funktioniert fast jede Hut-Form.» Aber auch offenes Haar passe meist. «Es darf nicht zu ordentlich aussehen», findet die Designerin. «Zeitgemäßer ist es, wenn es den Anschein erweckt, der Hut sei einfach schnell aufgesetzt worden.»
Sie rät davon ab, das Haar streng nach hinten zu binden. «Das verändert den Typ zu stark. Seitlich oder an der Stirn sollte das Haar schon rausschauen.» Wer den Hut lässig auf dem Hinterkopf trägt, sollte vorne den Pony rausgucken lassen, empfiehlt Voigtländer. «Spannend sieht es auch aus, wenn der Hut tief im Gesicht sitzt, etwa einen Zentimeter über der Braue. Dann werde das Haar auch vorne darunter versteckt, oder man trägt es zu einer Seite fallend.
Die Mütze als stylishe Alternative
Während der eine Hut trägt, nimmt der andere lieber die Mütze – beides ist aktuell auch aus Modesicht machbar. Besonders Frauen greifen gerne zur Strickmütze. «Sie hat aber nicht mehr so viele Pelzbommel wie noch im vergangenen Jahr», erklärt Andreas Voigtländer von der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte. Verspielt dürfe es dennoch sein. «Strass wird gerne eingearbeitet», Glitzer-Elemente oder metallische Effekte ergänzt.
Neben grob gestrickten gibt es wieder mehr feinere Mützen mit glatter Oberfläche aus Merinowolle. Die der Pudelmütze ähnliche Variante namens Beanie bleibt ein Modehit, aktuell werden sowohl kurze als auch lange Variante getragen – auch von den Männern. «Das Angebot an Baskenmützen wird größer», ergänzt Hutdesignerin Fiona Bennett. Sie gibt es in besonders knalligen Farben, mit überdimensional großen Wollbommeln und mit rausziehbaren Ohrenklappen für die kalten Tage.
(dpa/tmn)