Bayreuth – Das große Weihnachtsgeschenk wartet für Medi Bayreuth nicht unter dem Tannenbaum oder auf dem Esstisch, sondern in der Basketball-Halle. Verdient haben es sich die Oberfranken mit zwölf Siegen aus 14 Partien selbst.
«Wir sehen das Spiel gegen Bamberg bei der aktuellen Ausgangsposition als eine Art Belohnung für unsere bisherige Saisonleistung», sagte der Bayreuther Trainer Raoul Korner. Bayreuth ist Vierter, Bamberg Zweiter: Das Oberfrankenderby am zweiten Weihnachtsfeiertag (15.30 Uhr) ist in der Bundesliga zu einem wahren Spitzenspiel aufgestiegen.
Dass der Titelverteidiger aus Bamberg wieder ganz oben mitmischen würde, war absehbar. Aber Bayreuth? «Erstmals seit dem Wiederaufstieg 2010 ist hier schon vor Weihnachten der Abstiegskampf kein Thema mehr. Bei den Leuten werden jetzt bereits die Playoffs als gegeben angesehen», berichtet Korner der Deutschen Presse-Agentur. Die Euphorie um das Überraschungsteam sei «tagtäglich spürbar». Korner erklärt: «Ich würde sagen, dass ich es mir so erträumt, aber nicht unbedingt erwartet hätte.»
Für genau so eine Aufbruchstimmung ist der gebürtige Wiener im Sommer von Braunschweig Richtung Süden gewechselt. «Wir haben auch in Bayreuth keinen Playoff-Etat, aber ich habe von Anfang an gemerkt, dass die Organisation hier etwas vor hat und etwas aufbauen möchte», sagt der 42-Jährige. Diese Ambitionen habe er zuletzt bei den Niedersachsen vermisst.
Der Etat mag niedriger sein als bei Topclubs, das eingespielte Kollektiv um Topscorer Trey Lewis ärgert dennoch etablierte Größen wie ALBA Berlin oder die EWE Baskets Oldenburg. Das liegt vor allem daran, dass in der Vorbereitung und mit den Neuzugängen dieses Mal alles geklappt hat beim Korner-Team. «Es haben alle nahe des Best-Case-Szenarios eingeschlagen», befindet der Coach. Das lässt sich auch von ihm als Neuzugang in der sportlichen Leitung behaupten.
«Wenn Bayreuth die Saison so durchspielt, könnte es auch ein Vierkampf an der Spitze werden», lobte Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer jüngst. Er hob die Emporkömmlinge aus Oberfranken damit auf eine Stufe mit Vize-Meister Ulm, dem FC Bayern und seinem eigenen Verein. «Das wäre natürlich schön», sagte Korner. Er erwartet allerdings «einen ganz harten Kampf» um die Playoffplätze.
Der Österreicher denkt ohnehin nicht in Tabellenkonstellationen, sondern in Prozessen. Er will den Verein langfristig voranbringen. «Wir haben hier viel Größeres vor und wollen den Basketballstandort Bayreuth weiterentwickeln», erklärte Korner. Deshalb hält er es für «Schwachsinn», eine Bewertung rein an der Platzierung festzumachen. Dass ein neunter Rang und das damit verbundene Verpassen der Playoffs ihn nach so einem Saisonstart aber wurmen würde, gesteht Korner ein: «Weil das bedeuten würde, dass unser Prozess nicht in die richtige Richtung gegangen ist.»
(dpa)