Dortmund – Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest war Thomas Tuchel gründlich vergangen. Missmutig kommentierte der Trainer von Borussia Dortmund den enttäuschenden Jahresausklang seiner Mannschaft beim 1:1 (0:1) gegen den FC Augsburg.
«Es ist nicht verboten, auch mal in Führung zu gehen oder ein Spiel 1:0 zu gewinnen. Das würde die Dinge viel einfacher machen», sagte Tuchel. Ähnlich deprimiert wie der Fußball-Lehrer klang Mario Götze. «Das ist bitter. Aufgrund der Konstellation in der Bundesliga können wir nicht zufrieden sein», sagte der Weltmeister nach dem vierten Pflichtspiel-Remis der Borussia in Serie.
Erstmals in dieser Saison waren nach dem Schlusspfiff vereinzelte Pfiffe von den Tribünen zu hören. Schließlich steht der Revierclub im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahrs beachtliche elf Punkte schlechter da. Dieser Abwärtstrend ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich das Tuchel-Team im Defensivbereich markant verschlechterte. Wie so oft in den vergangenen Monaten kostete das auch gegen Augsburg Punkte. «Das ist das siebte Spiel in Folge, in dem wir in Rückstand geraten – in der Häufigkeit der absolute Wahnsinn», befand Tuchel.
Naheliegende Spekulationen, dass die Abwehr in der Winterpause verstärkt wird, hatte Tuchel schon vor der Partie gegen Augsburg mit Hinweis auf die starken Umbauarbeiten im vergangenen Sommer zurückgewiesen: «Neuzugänge sind kein Thema im Moment. Die Dinge schleifen sich mühsam ein. Da ist es wichtig, diesen Prozess nicht schon wieder aufzubrechen.»
Der Coach ist guter Dinge, dass die Borussia mit der Rückkehr der zurzeit verletzten Profis an Stabilität gewinnt. Gelingt das nicht, könnte die avisierte Champions-League-Qualifikation trotz aller Offensivstärke in Gefahr geraten. «Wir sind einfach nur enttäuscht, die Hinrunde nicht mit drei Punkten beenden zu können. Wir haben eine durchwachsene Hinrunde gespielt», sagte Kapitän Marcel Schmelzer.
Es passt ins Bild, dass die Borussia erneut deutlich mehr Torschüsse (23:8) als der Gegner abgab und mehr Spielanteile (68 Prozent) hatte, aber dennoch Punkte verschenkte. «So ist es, wie leider zu oft in dieser Saison, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, nicht über die komplette Spielzeit auf den Platz bringen konnten. Wir werden regelmäßig dafür bestraft», sagte Tuchel. Trotzig fügte er an: «Wir werden nicht locker lassen, daran zu arbeiten.»
Stellvertretend für die Dortmunder Abwehrschwäche steht Marc Bartra. Der mit großen Erwartungen für acht Millionen Euro vom FC Barcelona verpflichtete spanische Nationalspieler erwies sich gegen Augsburg zum wiederholten Mal als Unsicherheitsfaktor. In der Halbzeit zog Tuchel die Konsequenzen und wechselte den als Hummels-Nachfolger vorgesehenen Innenverteidiger aus. Gleichwohl nahm er ihn in Schutz: «Diese Intensität des Trainings und des Spiels in der Bundesliga ist er nicht gewöhnt. Es kommen sprachliche Probleme dazu, aber das ist eine ganz normale Eingewöhnungszeit.»
(dpa)