Baden-Baden – Selbst auf der prunkvollen Gala in Baden-Baden mussten sich die neuen «Sportler des Jahres» Angelique Kerber, Fabian Hambüchen sowie Laura Ludwig und Kira Walkenhorst mit bitteren Momenten ihrer Karrieren befassen.
Ans Aufgeben dachte jeder von ihnen irgendwann schon einmal. Doch Tennis-Queen Kerber, Turn-Held Hambüchen sowie die Beachvolleyballerinnen Ludwig und Walkenhorst schöpften aus Rückschlägen die entscheidenden Kräfte für den Aufstieg an die Spitze. «Ohne diese ganzen Tiefs, ohne diese bitteren Erfahrungen wäre ich jetzt nicht diese Person und auch nicht hier. Diese Aufs und Abs gehören zu jedem Sportlerleben dazu», räumte Kerber ein.
Die Dauererfolge der Kielerin in diesem Jahr können nicht die schweren Zeiten in ihrer Karriere verdrängen. Noch vor fünf Jahren wollte Kerber nach einer Reihe von Pleiten in der ersten Runde alles hinschmeißen. Der Spaß war ihr verloren gegangen, Zuversicht kaum noch vorhanden. «Wenn man das am Ende geschafft hat, dann sieht man, dass man für seinen Traum gelebt hat», sagte Kerber in ihrem Glitzerkleid auf der Pressekonferenz nach der Gala. «Das Wichtigste ist, dass man ein Team hat, dem man vertrauen kann, das dich bis zum Limit pusht und dir manchmal die ehrlichen Worte sagt, die man vielleicht nicht hören will.»
Kerber hat so eine Mannschaft. Und nächste Saison will sie trotz der gestiegenen Erwartungshaltung an ihr goldenes 2016 anknüpfen. «Das Jahr ging so schnell vorbei, dass ich mich wirklich wieder freue», sagte die 28-Jährige, die sich bei den WTA-Turnieren in Brisbane und Sydney für die Australian Open vom 16. bis 29. Januar in Topform bringen will.
Körperlich angeschlagen war Hambüchen selbst wenige Wochen vor seiner Gold-Vorstellung am Reck bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Die lädierte Schulter gefährdete sogar den Start am Zuckerhut. «Mit meiner Schulter war zwar alles ätzend und ich hätte alles am liebsten hingeworfen, aber letztendlich war das der entscheidende Moment, dass ich nachher ohne Erwartung, auch ohne Selbsterwartung, ohne Druck da rangegangen bin», erzählte der zweimalige «Sportler des Jahres», der als Ehrenmitglied des 1. FC Köln die lebensgroße Nachbildung eines Geißbocks bekam.
Die Tiefschläge waren auch für Hambüchen wegweisende Faktoren. «Wir alle sind irgendwann mal mentale Höllenfahrten durchgefahren. Jeder hat vielleicht auch mal Situationen gehabt, wo er nicht mehr an sich geglaubt hat oder das große Ziel», erläuterte der 29-Jährige, der mit Blick auf die Turn-WM 2019 in Stuttgart leicht mit einer Fortsetzung seiner internationalen Karriere kokettierte. «Letztendlich ist das der Punkt, der einen noch stärker macht, dass du im entscheidenden Moment voll bei dir bist und das Maximum aus dir rausholen kannst.»
Von einem Leidensweg kann auch Walkenhorst erzählen. 2014 erkrankte sie an Pfeifferschem Drüsenfieber, dann bremste sie eine Knieoperation aus
. «Wir hatten auch Tiefschläge», erzählte die 26-Jährige. «Im Nachhinein haben wir aber gesagt, dass wir wirklich froh sind, dass wir sie hatten und uns mit dem ganzen Team da durchgekämpft haben. Das hat uns im Nachhinein deutlich stärker gemacht.»
Derzeit muss sich Partnerin Ludwig von einer Schulteroperation erholen. In Baden-Baden trug sie ihren rechten Arm in einer Manschette. Spätestens im Februar will die 30-Jährige aber wieder in den Sand zurückkehren. «Ich habe am Donnerstag noch einen Arzttermin, bin mir aber sicher, dass er sagen wird, dass es besser verläuft als geplant, weil es sich echt gut anfühlt», sagte Ludwig, die bei der WM im August mit ihrer Teamkollegin wieder ganz oben stehen will.
(dpa)