Leipzig – Auf der Weihnachtsfeier in der Kongresshalle am Zoo mit Fünf-Gänge-Menü herrschte rein äußerlich Beschaulichkeit, doch an der Ingolstadt-Pleite hat RB Leipzig mehr zu knabbern, als man es zugeben möchte.
Nach dem bitteren Verlust der Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga begann am Dienstag die Vorbereitung auf die Topspiele gegen Hertha BSC am Samstag und die Bayern in einer Woche. Mit jeder Menge Heimlichkeiten, wie es sich für die Vorweihnachtszeit gehört. Denn nur einmal wurde öffentlich geübt. Ab Dienstagnachmittag bleiben die Pforten des Trainingsgeländes geschlossen.
«Wir haben die Partie direkt aufgearbeitet. Der Coach hat uns verdeutlicht, dass es für uns keine Niederlagen gibt. Damit meinte er, dass wir aus jedem Spiel lernen – egal ob es ein positives oder ein negatives Resultat gab. Wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen», sagte Verteidiger Willi Orban.
Redebedarf bestand in jedem Fall, erst mit halbstündiger Verspätung kamen die RB-Profis am Vormittag auf den Übungsplatz. Sehr wahrscheinlich ging es bei der Auswertung um die Abwehrarbeit, denn Orban und seinen Nebenleuten war zuletzt die Leichtigkeit abhanden gekommen. «Da waren einige Dinge, die nicht so gelungen sind wie in den Spielen zuvor», fasste Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Training zusammen. Auch angesichts der Verletzungsmisere der Abwehrkräfte Bernardo, Marvin Compper und Lukas Klostermann sowie den damit verbundenen Umstellungen funktionierten Automatismen plötzlich nicht mehr. Die Folge: RB bekam in den vergangenen fünf Spielen immer mindestens ein Gegentor.
Hasenhüttl weiß, dass er vorrangig an der Stabilisierung der Abwehr arbeiten muss. Das bislang so hervorragend praktizierte Spiel gegen den Ball, was in Ingolstadt nicht wie gewünscht funktionierte, soll wieder intensiviert werden. Hinter verschlossenen Türen tüftelt Hasenhüttl sich auch personelle Alternativen aus. Der bereits wieder hart in die Zweikämpfe gehende Bernardo könnte gegen Hertha zurückkehren. Compper soll ebenfalls bald ins Mannschaftstraining einsteigen und könnte für das Bayern-Spiel zur Verfügung stehen. Was auch insofern wichtig wäre, da Orban vor seiner fünften Gelben Karte und damit einer Sperre steht.
«Der Coach hat gesagt, dass wir eine Reaktion zeigen müssen. Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen», kündigte Orban an. Schon einmal waren die Leipziger in dieser Saison von einem der Papierform nach schwächeren Gegner geärgert und bezwungen worden. Der Pokal-Pleite bei Zweitligist Dynamo Dresden folgte dann der Durchmarsch in der Liga bis an die Tabellenspitze.
Man kann also Wut in sportliche Leistung kanalisieren. «Der große Druck ist jetzt weg, wir haben verloren. Die Sinne sind nun wieder geschärft», betonte Hasenhüttl und hofft, nun eine neue Serie starten zu können. «Wir versuchen die nächsten Aufgaben, die ja nun nicht so einfach sind, wieder auf die Art zu lösen wie zuvor», sagte der Trainer.
(dpa)