Köln – Vom Dauerpatienten zum Torgaranten – die Rückkehr von Marco Reus ist eine Erfolgsstory. Drei Tage nach seinem umjubelten Ausgleich in Madrid bewahrte der Fußball-Nationalspieler den BVB auch in Köln vor einer Niederlage.
Sein abermaliger Last-Minute-Treffer zum 1:1-Endstand veranlasste Dortmund Trainer Thomas Tuchel zu einem Extralob: «Die Art und Weise, wie er zurückkommen ist, ist sehr eindrucksvoll. Dass er für uns nicht zu ersetzen ist, war klar. Nun ist es offensichtlich.»
Die Comeback-Bilanz des Angreifers ist imposant. In seiner fünften Partie nach halbjähriger Verletzungspause traf Reus wettbewerbsübergreifend zum bereits vierten Mal. Hinzu kommen fünf Torvorlagen. Seinen großen Wert für die Borussia stellte er auch in Köln eindrucksvoll unter Beweis. Als das Spiel bereits verloren schien, schlug der «Bessermacher» eiskalt zu und nutzte die Vorarbeit des eingewechselten Adrian Ramos zum Ausgleich des Revierclubs.
Der glückliche Punktgewinn sorgte bei Tuchel für große Erleichterung. Schließlich blieb seinem Team ein weiterer empfindlicher Rückschlag erspart. Nicht zuletzt deshalb bevorzugte der Coach eine pragmatische Sicht der Dinge und verzichtete trotz aller spielerischen Mängel auf ähnliche Kritik wie noch vor zwei Wochen nach der Niederlage in Frankfurt: «Heute ist das Kompliment größer als der erhobene Zeigefinger. Es war das dritte Spiel in einer Woche. Dass es dann ein bisschen zäh aussieht, halte ich für normal.»
Zum wiederholten Mal tat sich der BVB nach einem Champions-League-Spiel mit dem Ligaalltag schwer. Die Reaktion auf den Kölner Führungstreffer von Artjoms Rudnevs (28.) fiel bescheiden aus. Vor allem die zuletzt hochgelobte Offensive wirkte ungewohnt ideenlos. «Es war wichtig, hier nicht zu verlieren. Wir wollten gegen die anderen Mannschaften nicht an Boden verlieren», sagte Kapitän Marcel Schmelzer.
Der Blick auf die Tabelle spendete ein wenig Trost. Mit Ausnahme der Bayern blieben alle Teams aus dem oberen Tabellendrittel ohne Sieg. Damit liegt der Tabellen-6. weiter auf Schlagdistanz zu einem Champions-League-Platz, muss allerdings am kommenden Spieltag bei der TSG Hoffenheim die nächste schwere Auswärtshürde meistern. «Die Entwicklung ist erkennbar, dass die Dellen hat, ist normal. Mit uns ist zu rechnen, wir bleiben dran», sagte Tuchel.
Mehr noch als die Dortmunder konnten die Kölner mit dem Remis gut leben. Schließlich stehen nach 14 Spieltagen 23 Punkte zu Buche. Das ist die beste Ausbeute seit 1996/97. Anders als eine Woche zuvor beim Aussetzer in Hoffenheim wirkte die Deckung wieder gewohnt stabil. «Es war wichtig, nach dem 0:4 zu zeigen, dass wir bereit sind», lobte Peter Stöger, der auch in seinem fünften Spiel als Kölner Coach gegen den BVB ohne Niederlage blieb. Vor allem der Einsatz imponierte dem Österreicher: «Ich habe heute wieder einmal gesehen, warum ich so gern mit der Mannschaft arbeite. Sie hat alles reingeworfen.»
Erstmals seit seinem Wechsel im Sommer vom Hamburger SV zum 1. FC Köln stand Artjoms Rudnevs im Rampenlicht. Dem Angreifer gelang der erste Treffer für seinen neuen Club. Coach Stöger hofft auf eine Initialzündung: «Dieser Treffer wird ihm richtig gut tun. Er ist ein unglaublicher Teamplayer.»
(dpa)