Windsor – Marco Koch kann im Olympia-Jahr doch noch einen internationalen Titel holen. Der Darmstädter ist nach seinem Weltrekord über 200 Meter Brust der Topfavorit bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im kanadischen Windsor.
Nach Platz zwei bei der EM und Rang sieben bei Olympia soll das Schwimm-Jahr auf der 25-Meter-Bahn ein kleines Happy End finden.
Warum ist Koch der Topfavorit?
Kein anderer Brustschwimmer ist derzeit so schnell wie der 26-Jährige. Bei den deutschen Meisterschaften kratzte Koch am 20. November bereits an der Zwei-Minuten-Grenze und berichtete nach seinem Weltrekord von verbesserungswürdigen Wenden und einer suboptimalen Renneinteilung. «Ich hoffe, dass ich die Zeit bestätigen kann oder vielleicht noch etwas schneller schwimmen kann», sagte Koch damals. Seine Meldezeit auf seiner Spezialdistanz ist mehr als zwei Sekunden besser als die der internationalen Konkurrenz. Nach den Spielen von Rio hat Koch über zehn Kilogramm abgenommen. In Windsor tritt er am Dienstag zunächst über seine Nebenstrecke 100 Meter Brust an.
Welche Deutsche sind noch zu beachten?
– Medaillenchance Philip Heintz: Der Heidelberger war über 200 Meter Lagen Olympia-Sechster geworden und zeigte trotz Bundeswehr-Lehrgängen auch in der Weltcup-Saison starke Zeiten. – Final-Hoffnungen Poul Zellmann und Florian Wellbrock: Über 1500 Meter Freistil sind der Essener und der Magdeburger Kandidaten für das Achterfeld – Premieren: Der anderen deutschen WM-Schwimmer sollen primär Erfahrungen sammeln. Dies gilt insbesondere für die erst 14-jährige Potsdamerin Isabel Marie Gose. Sie ist das erste Mal bei einer großen internationalen Meisterschaft dabei wie auch Reeva Foos, die Freundin von Koch.
Welchen Stellenwert hat diese WM?
Keinen großen, gibt auch Chefbundestrainer Henning Lambertz unumwunden zu: «Sportlich ist diese WM nicht besonders wichtig, ohne, dass es abwertend gemeint sein soll. Es ist weder eine Standortbestimmung noch eine Machtdemonstration». Nach den erneut medaillenlosen Olympischen Spielen sortieren sich die Schwimmer neu.
Was beschäftigt den Deutschen Schwimm-Verband derzeit mehr ?
– Trainer-Verträge: Noch immer weiß im Zuge der Spitzensportreform der Deutsche Schwimm-Verband nicht, wieviel Geld er bis 2020 zur Verfügung hat. «Es wird vielleicht im DSV Trainerverträge geben müssen, die nur über zwei Jahre laufen, weil wir nicht wissen, wie können wir die Verträge ab 2019 finanzieren», sagt Lambertz, dessen am Jahresende auslaufender Vertrag weiterhin nicht verlängert ist. Immerhin hat er die feste Zusage, bis 2020 weiterarbeiten zu dürfen.
– Personal: Ab 2019 hat der DSV nur noch 75 Prozent der bisherigen Förderung zur Verfügung. Damit können weniger Trainer als bisher bezahlt werden, die Zahl der Stützpunkte soll sinken. Lambertz kann keine ausländischen Trainer ins Boot holen («Das geben die öffentlichen Gelder in Deutschland nicht her.»), wird aber als neuer Dienstvorgesetzter anders als bisher das uneingeschränkte Sagen haben. Die Bewerbungsphase läuft, Lambertz stellt sich sein Team zusammen.
(dpa)