Ibisevic, Stadion und Tradition: Hertha will die Mischung

Berlin – Die heftigsten Emotionen kochten nicht hoch, als Michael Preetz die erhoffte Vertragsverlängerung mit dem 100-Tore-Mann Vedad Ibisevic verkündete.

Die heißesten Diskussionen bei der Mitgliederversammlung von Bundesligist Hertha BSC gab es um einen möglichen Stadionneubau, die pinken Ausweichtrikots und die gefühlte Gefahr, dass die Traditionen im ganzen deutschen Fußball bald nichts mehr zählen. «Wir können den Wandel nur bestehen, indem wir uns in eine Verfassung bringen, dass Hertha BSC mithalten kann», erklärte Vereinspräsident Werner Gegenbauer mit Nachdruck. Und dazu sei eben eine Mischung aus Tradition und Fortschritt nötig.

Hertha feiert im kommenden Jahr seinen 125. Geburtstag. Und Hertha lässt die Tradition leben. Es wird einen Festakt geben am 25. Juli im Roten Rathaus, eine Hertha-Sonderausstellung des Stadtmuseums im Ephraim Palais und möglicherweise auch ein Freundschaftsspiel gegen den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Die «Reds» wurden wie Hertha 1892 gegründet. Vielleicht kann auch der Gründungsdampfer namens Hertha dann wieder restauriert über die Spree schippern.

Wichtiger als die Vergangenheit ist für den Hauptstadtclub aber die Zukunft, die vor 1234 Mitgliedern in einer tristen Messehalle von den Verantwortlichen als große Herausforderung dargestellt wurde. «Mutig» will Hertha die Aufgaben angehen, auch wenn der wirtschaftliche Abstand zu den Branchenführern Bayern München und Borussia Dortmund enorm ist, betonte Manager Michael Preetz.

103 Millionen Euro haben die Berliner in der Vorsaison ausgegeben, dabei ein Minus von 7,8 Millionen Euro produziert. Die Bayern hatten kurz zuvor für 2015/16 einen Umsatz von 626,8 Millionen Euro vermeldet und einen Gewinn von 33 Millionen Euro. Es gehe darum, «mit gewohnten Konventionen zu brechen, ohne zu vergessen, wo wir herkommen», erklärte Preetz. «Wir werden unseren Weg weitergehen. Wir sind seit 125 Jahren hier – lasst uns alle dafür arbeiten, immer besser zu werden», rief Preetz dem kritischen Publikum zu.

Die Nachricht der Nacht verkündete der Manager auch mit einer Spur Stolz. Top-Torjäger Ibisevic, der für den aktuellen Tabellen-Dritten eben seinen 100. Treffer in der Fußball-Bundesliga markiert hatte, bleibt bis 2019 in Berlin. Die vorzeitige Verlängerung mit dem 32 Jahre alten Bosnier um zwei Jahre wurde ohne Optionen geschlossen, sagte Preetz nach der Versammlung der Deutschen Presse-Agentur: «Für uns war natürlich die Frage, können wir uns das wirtschaftlich erlauben.» Hertha beantwortete die Frage mit einem Ja.

«Er ist inzwischen Kapitän bei uns. Vedad ist Schlüsselspieler und hat Qualitäten, die man nicht lernen kann», erläuterte Preetz. «Wir trauen ihm zu, dass er in der Lage ist, auch in den nächsten zwei Jahren auf höchstem Niveau Fußball zu spielen», ergänzte der Manager.


(dpa)

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