Hamburg – Deutschlands Hockey-Herren erhalten trotz des Gewinns der olympischen Bronzemedaille in Rio einen neuen Cheftrainer. Das Flaggschiff des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) wird künftig von Stefan Kermas gesteuert.
Der schon als Co-Bundestrainer erprobte Coach soll eng mit Vorgänger Valentin Altenburg zusammenarbeiten. Der hat beim DHB als Nachwuchschef bis 2020 verlängert und wird seine seit Jahren bewährte Arbeit als Lieferant von Toptalenten ans A-Team fortsetzen. «Wir haben eine Systemlösung gewollt und sind sicher, dass wir ein ideales Duo für den gesamten männlichen Bereich gefunden haben», erklärte DHB-Sportdirektor Heino Knuf.
Dagegen bleibt bei den Damen alles wie gehabt. Die Fortsetzung des Engagements des am Zuckerhut ebenfalls mit Bronze dekorierten Jamilon Mülders stand wegen eines unbefristeten Vertrags außer Frage.
«Gemeinsam mit Valentin unsere männlichen Topspieler zu führen und zu entwickeln, ist eine wahnsinnig spannende und verlockende Aufgabe», betonte Kermas, dessen Verpflichtung für Insider nicht unerwartet kommt. Der gebürtige Berliner ist eines der größten Trainertalente in Deutschland und wurde stets als potenzieller Kandidat gehandelt für den Fall, dass Weise beim DHB einmal aufhören sollte.
Als der dreimalige Gold-Coach (Olympiasieg 2004 mit den DHB-Damen, 2008 und 2012 mit den -Herren) plötzlich im November 2015 als Leiter Konzeptentwicklung zur DFB-Akademie wechselte, kam Altenburg als Wunschkandidat der meisten Nationalspieler zum Zuge. Der DHB hat auch erwogen, den damals zum «Projekttrainer bis Rio» gemachten Hamburger im Amt zu belassen. Doch auch der mit Nationalspielerin Lisa Altenburg verheiratete Norddeutsche sieht die Doppelspitze nun als «beste Lösung» an. «Unser großes Ziel ist, 2020 in Tokio mit der Mannschaft wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Dafür ist Stefan genau der Richtige. Wir werden für den maximalen Erfolg eng zusammenarbeiten.»
Durch Kermas gewinnt das DHB-Trainerteam nochmals an Qualität. Der 37-Jährige gewann mit Rot-Weiß Köln zwei Meistertitel und hat sich als Assistent von Markus Weise bei den Olympia-Triumphen 2008 und 2012 bewährt. Bei den Nationalspielern genießt er als starker Analytiker hohes Ansehen und hat selbst Erfolgsgarant Weise manch siegbringenden Tipp gegeben. Zuletzt war der einstige Bundesligatorwart des Berliner HC und ausgebildete Jurist als Geschäftsführer in einem Münchner Unternehmen und als Hockey-Sportdirektor beim Münchner SC tätig. Das Duo Kermas/Altenburg soll sofort loslegen, Jahres-Höhepunkte sind die EM 2017 in Amstelveen und die WM-Qualifikation für 2018.
Beide Ziele verfolgt auch Mülders, um den es keine Diskussionen gab. Der 40 Jahre alte Weltmeister von 2002 übernahm das Damen-Team nach dem mageren siebten Olympia-Rang 2012 in London. Seitdem leistete er erstklassige (Aufbau-)Arbeit, die er nach dem EM-Titel 2013 mit der Rio-Medaille krönte. Schon im Mai 2015 entschloss sich die DHB-Spitze zum ungewöhnlichen Vertrauensbeweis und band Mülders vorzeitig und unbefristet. «Wir wollten ein Zeichen für einen langfristigen Aufbau setzen», betonte Knuf damals. Normalerweise werden Trainer-Verträge beim Hockey-Bund dem Olympia-Zyklus auf vier Jahre angepasst.
(dpa)