Innsbruck (dpa) – Die Champagnerdusche vor ihren Fans genoss Anja Schneiderheinze. Elf Jahre nach ihrem WM-Coup als Anschieberin hat die Erfurterin den WM-Titel als Bob-Pilotin geholt.
Mit Annika Drazek hatte die 37-Jährige bei den Welttitelkämpfen in Innsbruck/Igls nach vier Start- und drei Laufbestzeiten 33 Hundertstelsekunden Vorsprung vor Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada. Titelverteidigerin Elana Meyers Taylor aus den USA wurde Dritte. Junioren-Weltmeisterin Stephanie Schneider aus Oberbärenburg überzeugte mit Lisa Marie Buckwitz als WM-Vierte. Die Oberhoferin Mariama Jamanka, die mit Erline Nolte fuhr, kam auf Platz sieben.
«Oh Gott. Das ist Wahnsinn. Wir sind Weltmeister, wir waren die Besten der Welt», sagte Schneiderheinze, die 2006 als Anschieberin von Sandra Kiriasis schon Olympiasiegerin geworden war, der ARD. Nach dem Zieleinlauf schrie sie ihre Freude lautstark heraus und führte mit Annika Drazek ein Freudentänzchen auf. «Das ist das Ziel gewesen, der Start mit Anni war die Grundlage auf dieser Bahn, ich habe den Rest in der Bahn gemacht», meinte die Thüringerin.
Schneiderheinze schockte die Konkurrenz gleich im ersten Lauf mit einem Bahnrekord in 52,94 Sekunden. Eiskalt blendete sie zuvor den schweren Sturz der Österreicherin Christina Hengster aus. Auch in den zwei Finalläufen zeigte sie Nervenstärke, was nicht immer der Fall war. Vor drei Jahren verpasste sie in St. Moritz die schon sicher geglaubte WM-Medaille. Diesmal war «St. Moritz ein richtiger Befreiungsschlag», betonte die ehemalige Eisschnellläuferin, die bei ihrem EM-Sieg vor einer Woche den ersten Weltcup-Podestplatz in diesem Winter eingefahren hatte.
Der 1270 Meter lange Eiskanal am Patscherkofel kam ihr ohnehin entgegen. «Hier habe ich meine Pilotenschule absolviert, meinen ersten Wettkampf gemacht und meinen ersten Weltcupsieg geholt», sagte die Bundespolizistin.
Auch die Männer fahren in der Goldspur: Junioren-Weltmeister Johannes Lochner liegt zur Halbzeit der Zweierbob-Weltmeisterschaft auf Rang eins. Der Überraschungs-WM-Zweite aus dem Vorjahr, der in dieser Saison nur Europacup-Rennen fuhr, überzeugte mit Startbestzeiten von 5,02 und 5,01 Sekunden und führt vor den beiden Finalläufen am Sonntag mit 15 Hundertstel vor Titelverteidiger Francesco Friedrich, der nach seiner Adduktorenverletzung sich im zweiten Lauf erheblich steigern konnte. Dritter mit 0,17 Sekunden Rückstand ist der Lette Oskars Melbardis, der zum Auftakt in 51,54 Sekunden Bahnrekord fuhr.
«Insgeheim war es unser kleines Ziel, dass wir vorne mitfahren können. Dass wir nach dem zweiten Lauf mit fast zwei Zehntel Vorsprung auf eins liegen, hätten wir nicht gedacht», sagte Lochner und lobte die Arbeit von Anschieber Joshua Bluhm.
Auch der zuletzt gehandicapte Friedrich fand seine Lockerheit nach drei Wochen Verletzungspause. «Wir hatten einen schweren Tag heute, muss man schon sagen, aber wir kämpfen uns jetzt langsam wieder zurück. Morgen ist nochmal alles drin», betonte der Pirnaer, der nach anfangs vorsichtigen Startversuch im zweiten Lauf dank Thorsten Margis mit 5,06 Sekunden die zweitbeste Zeit schaffte.
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