Innsbruck/Igls (dpa) – Er ist Schleifer, Stratege und Sieggarant in einem: Gerd Leopold, Bundes- und Heimtrainer von WM-Champ Francesco Friedrich, hat schon viele Bob-Größen geformt.
Von Viererbob-Olympiasieger Harald Czudaj bis zum Olympia-Zweiten Thomas Florschütz. Doch mit so einem «Jahrhunderttalent» (Leopold über Friedrich) hat er noch nie gearbeitet. Bereits zum dritten Mal gewann Friedrich am vergangenen Wochenende in Innsbruck/Igls den Weltmeistertitel im Zweierbob.
Leopold drückt aufs Tempo, denn er weiß: die Uhr tickt. «Ich habe immer gesagt, wir müssen Druck machen, dürfen nie nachgeben. ‚Franz‘ muss fighten, fighten», sagt Leopold. Früher hätten die Bobpiloten 15 bis 20 Jahre Zeit gehabt, um Titel einzufahren. «Heute ist die Zeitspanne ungleich kürzer. Da stehen schon die nächsten Hoffnungsträger hintenan», sagte Leopold.
Er schätzt den WM-Hattrick im kleinen Schlitten von Friedrich als historisch ein. Vor allem weil früher die Olympiasiege parallel auch als WM-Titel zählten. Zufrieden gibt sich der ehrgeizige Trainer trotz der Erfolge von Friedrich nicht. «Wir wollen im Viererbob mindestens eine Medaille holen. Auf dieser Bahn ist sogar das WM-Double drin», meinte Leopold.
Im Vorjahr raste Friedrich mit seiner Crew beim Weltcup-Rennen in Igls deutlich vor dem sechstplatzierten Viererbob-Weltmeister Maximilian Arndt auf Rang zwei – nur 13 Hundertstel hinter dem Letten Oskars Melbardis und direkt vor Vereinskollege Nico Walther.
«Ein Sieg ist durchaus machbar», meinte Leopold, Friedrich selbst versicherte: «Die Jungs sind jetzt richtig heiß. Bis zuletzt mussten sie ja auch bangen, ob mein Oberschenkel hält. Wenn nicht, wäre auch für sie die ganze harte Arbeit im Sommer umsonst gewesen.»
Und die Sommermonate waren hart. Die Leistungsdiagnostik fand teilweise in Heidelberg bei Sprintspezialisten statt. «Jeder Athlet hat individuelle Trainingspläne. Wir legen viel Wert auf exzentrisches Krafttraining mit hohem Wirkungsgrad, aber dosierten Einheiten», betonte Leopold.
Seine Jungs sollen schon mit einem enorm hohen Ausgangsniveau in die Saison reingehen und dann die Form über die Wettkämpfe halten. «Leider ist es uns nicht auf dem Punkt genau gelungen, die Jungs vor Verletzungen zu schützen. Das wird die nächste, wichtige Aufgabe werden.»
Während Martin Grothkopp, der Schnellste bei den Anschubtests, nach einem Unfall ausfiel und bis zur WM nicht rechtzeitig sein Topniveau erreichte, pausierte neben Friedrich auch Candy Bauer mit einer Muskelverletzung. «Doch die Truppe steht gut, die zwei Siege im Viererbob zu Saisonbeginn haben gezeigt, die Jungs sind siegfähig», betonte der Trainer.
Sollte Friedrich das Double holen, wäre er der erste deutsche Pilot seit acht Jahren, dem das Kunststück gelingt. Nach dem Doppelsieg von André Lange in Altenberg 2008 schaffte nur US-Pilot Steven Holcomb 2012 in Lake Placid das begehrte WM-Double. Damals absolvierte Friedrich sein erstes WM-Vierer-Rennen und wurde Neunter.
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(dpa)