Paderborn (dpa) – Silvia Neid ging fröhlich mit ihren Spielerinnen auf eine Ehrenrunde und winkte lächelnd ins Publikum.
Sogar auf der Pressekonferenz nach der 11:0-Torgala bei der vielversprechenden Olympia-Generalprobe gegen Ghana in Paderborn erntete die Bundestrainerin der deutschen Fußball-Frauen mehrfach spontanen Applaus, den sie sichtlich genoss.
Von Wehmut oder gar Abschiedsschmerz nach ihrem letzten Länderspiel als Cheftrainerin auf deutschem Boden war bei der 52-Jährigen nichts zu spüren. «Es ist ein schönes Gefühl. Ich freue mich, auch weil ich viele Freunde hier habe», sagte Neid, die ihr Amt nach dem olympischen Fußball-Turnier vom 3. bis 19. August an Steffi Jones übergibt. «Es war für mich ein total entspanntes Spiel. Ich habe es sehr genossen», meinte Neid.
Das konnte sie auch, denn ihr Team spielte sich eine Woche vor der Abreise nach Brasilien in einen Rausch und schürte die Hoffnung auf eine erfolgreiche Gold-Mission. Schon nach 44 Sekunden eröffnete Anja Mittag den Torreigen. Zwischen der 31. und 42. Minute gelang der Stürmerin von Paris Saint-Germain gar ein Hattrick. «Vier Tore in einem Länderspiel habe ich noch nie geschafft. Natürlich ist das gut für das Selbstvertrauen», erklärte die in der Halbzeit ausgewechselte Mittag nach ihren Treffern 43 bis 46 im 138. DFB-Einsatz.
Die weiteren Tore zum Kantersieg gegen die überforderten Afrikanerinnen vor 6243 Zuschauern in der Benteler-Arena steuerten Dzsenifer Marozsan (6./90.+1), Alexandra Popp (13.), Saskia Bartusiak (29.), Sara Däbritz (30.), Mandy Islacker (66.) und Ghanas Abwehrspielerin Cynthia Abobea (26.) per Eigentor bei.
Tolle Kombinationen, neun Tore bis zur Pause – selbst die sonst so kritische Neid war baff. «Es war eine wahnsinnige erste Hälfte. Wir haben viel Spielwitz gezeigt, waren konzentriert bis zum Ende», bilanzierte Neid zufrieden, auch wenn nach insgesamt sechs Wechseln im zweiten Abschnitt nur noch zwei Tore gelangen. «Da haben wir unsere Chancen nicht so kaltschnäuzig reingemacht.»
Was die Gala gegen die drittklassigen Ghanaerinnen wert ist, wird sich im Olympia-Auftaktmatch am 3. August in São Paulo gegen Simbabwe zeigen, dessen Team laut Neid ähnlich spielt. Sie ließ durchblicken, dass die gegen Ghana in einem flexiblen 4-3-3-System agierende Startelf auch gegen Simbabwe eine Option ist.
Wirkliche Prüfsteine sind danach Australien (6. August) in São Paulo und Kanada (9. August) in Brasilia. Sollte das DFB-Team die Vorrunde als Gruppen-Erster oder -Zweiter abschließen, könnte es frühestens zum Finale ins Olympische Dorf in Rio einziehen. «Das ist ja auch ein Anreiz», sagte Popp. Neid möchte ihre Karriere nach elf Jahren als Cheftrainerin gern krönen: «Natürlich muss dann alles passen. Aber wir haben das Potenzial zu Gold und fahren selbstbewusst nach Brasilien.»
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(dpa)