Berlin (dpa) – Die olympische Goldmedaille im Doppel vor acht Jahren ist einer der emotionalsten Triumphe in Roger Federers famos langer Liste an Tennis-Erfolgen. Ein letzter Coup bleibt dem Schweizer aber wohl für immer verwehrt:
Weil der Superstar wegen gesundheitlicher Probleme seine Saison früh beenden muss, finden die Sommerspiele in Rio de Janeiro ohne ihn statt. Dort hatte der bald 35-Jährige seine letzte realistische Chance auf Einzel-Gold. Doch die ist jetzt dahin.
Für Olympia bedeutet das Federer-Aus einen großen Verlust – wie die Karriere des erfolgreichsten Tennisprofis der Historie weitergeht, ist offen. «Er wird uns allen fehlen: der Tour, den Kollegen, den Fans», sagte sein Landsmann Stan Wawrinka, mit dem Federer 2008 in Peking Gold geholt hatte. Ein geplanter Doppel-Start in Brasilien fällt für Wawrinka nun aus. «Ich bin traurig für ihn. Für ihn ist es am schlimmsten», ließ Wawrinka wissen. Worte, die irgendwie schon fast nach Abschied klingen.
An ein Ende der Karriere will Federer indes noch nicht denken, auch wenn Rio 2016 lange eines der großen letzten Ziele für ihn war. «Ich bin extrem enttäuscht, verkünden zu müssen, dass ich die Schweiz nicht bei den Olympischen Spielen in Rio repräsentieren kann», hatte der Silbermedaillengewinner von 2012 am Dienstagabend via Facebook verkündet. «Es ist hart, den Rest des Jahres zu verpassen.»
Die «sehr schwierige Entscheidung» des Weltranglistendritten ist eine für die Zukunft. Ärzte hätten Federer gesagt, dass eine längere Pause nötig sei, um danach wieder schmerzfrei spielen zu können. «Ein paar weitere Jahre, so wie ich es vorhabe», stellte Federer klar.
Für den 17-maligen Grand-Slam-Sieger geht schon im Juli ein Jahr zu Ende, das missliche Begleitumstände mit sich brachte. Erstmals in der Laufbahn wurde Federer von Verletzungen geplagt. Anfang 2016 wurde er am Knie operiert. Sein Verzicht auf die French Open bedeutete, dass er erstmals seit 1999 bei einem der vier Grand-Slam-Events fehlte. 2016 ist zudem das erste Jahr seit 2000, in dem Federer ohne Turniersieg bleibt.
Dass er im Januar aus den Top Ten der Weltrangliste fallen wird, wo er seit Oktober 2002 unterbrochen geführt wurde, wiegt kurzfristig weniger schlimm als die verpasste Olympia-Teilnahme. Zu den Spielen hat der gebürtige Basler eine besondere Beziehung: Sportlich gelang ihm im Einzel der Gold-Triumph zwar nicht: 2012 scheiterte er im Finale von London an Andy Murray. Allerdings lernte er 2000 in Sydney seine spätere Frau Mirka kennen, mit der er vier Kinder hat.
«Nichts ist wichtiger als die Gesundheit eines Athleten», sagte Ralph Stöckli als Schweizer Chef de Mission. Er zeigte Verständnis für die Entscheidung des berühmtesten Team-Mitglieds, das nun passen muss. In Rio hätte Federer außer im Einzel und Doppel auch im Mixed mit Martina Hingis antreten sollen. «Ich hätte natürlich liebend gerne mit ihm gespielt», schrieb die ehemalige Nummer eins im Frauen-Tennis. «Aber ich weiß, dass es eine schwere Entscheidung war und er ebenso enttäuscht ist.»
Die Spiele am Zuckerhut verlieren einen des schillerndsten Sportler, das Favoritenfeld verkleinert sich. Neben dem Weltranglistenersten Novak Djokovic gehört Wimbledon-Sieger und 2012-Champion Murray zu den ersten Anwärtern auf Gold. Der ehemalige Branchenprimus Rafael Nadal pausiert zwar seit seinem Verletzungs-Aus bei den French Open Ende Mai. Allerdings weiß der Spanier neben Murray als einziger im Feld, wie man Einzel-Olympiasieger wird: Er holte 2008 Gold.
[DPA_MEDIA id=“urn-newsml-dpa-com-20090101-160726-99-826396:1469556856000″]
(dpa)