Saint-Denis (dpa) – Fragen an Portugals Fußball-Nationaltrainer Fernando Santos nach dem 1:0 im EM-Finale gegen Frankreich.
Wie hat Portugal die Verletzung von Cristiano Ronaldo verkraftet?
Fernando Santos: Cristiano ist fundamental für uns, er kann in jedem Moment des Spiels ein Tor erzielen. Ich hatte eine Strategie um ihn herum aufgebaut, weil er der beste Spieler der Welt ist. Er hat zweimal versucht, auf das Feld zurückzukehren. Aber er war sehr wichtig für uns, in der Kabine und auf dem Platz. Er hat immer daran geglaubt, dass heute die Nacht der Nächte, unsere Nacht war. Wir sind ein Team, wir gewinnen als Team. Wir müssen mehr als unsere Gegner kämpfen, mehr laufen, konzentrierter sein. Nur wenn wir das tun, können wir Champions sein. Wir haben eine großartige Truppe. Vom ersten Moment an, haben sie mir geglaubt, dass wir Champions sein können.
Was sagen Sie den Menschen Portugals und den Auswanderern in Frankreich, die 40, 50 Jahre auf diesen Titel gewartet haben?
Santos: Das ist ein Sieg für Portugal, das ist kein Sieg nur für die Spieler. Das ist ein Sieg für das ganze Land, für all die, die die ganze Zeit bei uns waren. Das ist auch für alle Portugiesen, die außerhalb unseres Landes wohnen. Es ist nicht vergleichbar mit (der Final-Niederlage) 2004, damals haben wir zu Hause gespielt. Aber hier war es schon das ganze Turnier unglaublich: Überall, wo wir hingekommen sind, waren Portugiesen und haben uns zugejubelt. Manchmal glauben wir Portugiesen leider nicht an uns selbst, aber die Portugiesen sind die Besten der Welt.
Wie bewerten Sie den Zweikampf von Frankreichs Dimitri Payet gegen Ronaldo, der zu dessen Verletzung führte?
Santos: Ich denke, der Schiedsrichter hätte eine Karte zeigen müssen. Ich respektiere den Schiedsrichter, ich habe keine Zweifel, dass er unparteiisch ist. Aber ohne Zweifel hätte er ihn verwarnen müssen – aber er hat noch nicht mal Foul gepfiffen.
Warum haben Sie den Sieg-Torschützen Eder eingewechselt, und wie bewerten Sie seine Leistung?
Santos: Als Cristiano rausmusste, habe ich drüber nachgedacht, Eder sofort zu bringen. Aber wir mussten das Spiel verändern, also habe ich Nani in die Mitte gezogen. Dann brauchten wir aber jemanden vorne drin, und jemanden der gut in der Luft ist. Eder hat zu mir bei der Einwechslung gesagt: Trainer, ich werde treffen. Und das hässliche Entlein ist reingekommen und hat getroffen. Jetzt ist er ein wunderschöner Schwan. Wir haben mit einem Tor von Eder gewonnen – das sind zwei Kirschen auf der Torte.
Spanien hat nach dem EM-Titel 2008 die WM gewonnen und dann nochmal die EM. Ist das auch für Portugal möglich?
Santos: Wir kennen die Zukunft nicht. Aber wir müssen an unser Talent glauben, an unsere Stärke. Wenn wir weiter so bescheiden auftreten, können wir große Dinge erreichen.
Pepe gilt als böser Junge des Weltfußballs. Dieses Turnier hat er sich keinen Aussetzer erlaubt, wie haben Sie ihn bei der EM gesehen?
Santos: Ich weiß nicht, was die Leute meinen, wenn sie sagen, dass er der böse Junge, der Bösewicht ist. Das macht überhaupt keinen Sinn. Er gibt alles, er schmeißt sich voll rein. Bösewicht – das ist nicht fair. So viele Spieler geben da draußen alles, und niemand nennt sie einen bösen Jungen.
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(dpa)