Berlin – Das Leben auf der Straße ist hart. Und zu Beginn der kalten Jahreszeit wird es für viele Obdachlose noch härter – und im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich. Am besten ist natürlich, wenn Menschen gar nicht erst obdachlos werden.
«Da liegt eine große Verantwortung auch bei den Kommunen», sagt Verena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Kältehilfe – das sei schon Katastrophenhilfe. Dennoch leben auch in Deutschland zahlreiche Menschen auf der Straße. Was können Passanten tun?
Wie kann man helfen, wenn man Obdachlosen auf der Straße begegnet?
Eine warme Tasse Kaffee oder etwas Geld können nicht schaden, glaubt Rosenke. Auch die Frage, ob jemand Hilfe benötigt, ist wichtig. «Wenn der andere das Gefühl hat, dass er menschenfreundlich behandelt wird, während alle mit ihren Weihnachtsgeschenken rumlaufen, ist das schon mal gut.» Dennoch warnt sie: «Das ist nicht ausreichend.» Man sollte immer gucken, ob man mehr tun kann. Wer einen Obdachlosen im Winter auf der Straße schlafen sieht, kann etwa bei der Kältehilfe anrufen. In vielen Städten gibt es ein sogenanntes Kältetelefon. Sozialarbeiter kümmern sich dann um einen warmen Schlafplatz. Die Nummer speichert man sich am besten zu Beginn der kalten Jahreszeit ins Telefon.
Wann sollte man auf jeden Fall einschreiten?
Hält sich jemand über längere Zeit regungslos an der gleichen Stelle auf, sollten Passanten auf jeden Fall Hilfe holen. «Das ist auch der Fall, wenn der Mensch gar nicht richtig angezogen ist oder ohne Schlafsack ungeschützt auf der Straße liegt», erklärt Rosenke. «Wenn ich mir mit gesundem Menschenverstand ausrechnen kann, dass das nicht gut gehen kann, muss ich Hilfe holen», sagt sie. Ist die Situation lebensbedrohlich, ist ein Anruf beim Rettungsdienst unter der Nummer 112 notwendig. «Dann ist es auch wichtig, zu warten, bis der Rettungsdienst kommt», sagt Rosenke.
Woher kommen Berührungsängste?
«Ich glaube, dass sich viele Menschen eher angewidert von den Obdachlosen abwenden», sagt Thomas Beckmann vom Verein Gemeinsam gegen Kälte. Wie oft komme es denn vor, dass ein Obdachloser wirklich keine Hilfe wolle – ein warmes Essen oder Geld? «Die Menschen wissen, dass sie in der gleichen Situation sein könnten, würden sie nicht jeden Morgen pünktlich aufstehen, um zu arbeiten», glaubt Beckmann. Das gebe aber niemanden das Recht, den Obdachlosen auf ein Menschenbild festzulegen. Er rät zum offenen Umgang.
Was sollte man besser lassen?
«Urteilen», sagt Beckmann. Die Gründe für Obdachlosigkeit können ganz unterschiedlich sein – psychische Erkrankungen, ein Schicksalsschlag oder der Verlust der Arbeitsplatzes. Mancher sagt: Ja, der kauft sich sowieso nur Alkohol von meinem Geld. «Man muss nicht denken, dass man Obdachlose erziehen sollte», findet Beckmann. Wer so tief gesunken ist, so runtergekommen, der habe Hilfe verdient.
Generell gilt: Niemand ist verpflichtet, sich in Gefahr zu bringen. Wer also etwa im Dunkeln allein Angst in einer bestimmten Situation hat, sollte in einem Notfall die Polizei oder den Rettungsdienst holen.
(dpa/tmn)