Die dritte Sinus-Studie „Wie ticken Jugendliche 2016?“ zu den Lebenswelten der 14- bis 17-Jährigen wurde am 26. April bei einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Zu den Auftraggebern gehören unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung, der Bund der katholischen Jugend und die Deutsche Kinder und Jugendstiftung.
Die Jugend möchte sein wie alle
Auf Abgrenzung und Provokation zielende große Jugendkulturen gibt es heute kaum noch. Die Mehrheit der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren denkt, dass Werte wie Freiheit, Aufklärung und Toleranz sowie die sozialen Werte die guten Lebensbedingungen in Deutschland garantieren. Das bejahen auch Jugendliche mit Migrationshintergrund. Muslimische Jugendliche distanzieren sich laut Studie ausdrücklich von religiösem Fundamentalismus. Allerdings zeigte die Untersuchung auch, dass es in Teilen der Jugend in Deutschland Vorbehalte gegenüber Menschen anderer nationaler Herkunft und sozialer Randgruppen gibt. Insgesamt nimmt aber die Akzeptanz von Vielfalt zu.
Mainstream ist Schlüsselbegriff bei der Selbstbeschreibung
Laut der Studie deutet der gemeinsame Wertekanon, der von der Mehrheit des Jugendlichen geteilt wird, auf eine wachsende Sehnsucht nach Geborgenheit, Halt und Orientierung hin. Gleichzeitig ist auch eine erhöhte Akzeptanz von Leistungsnormen zu verzeichnen. Die Studie spricht von „Neo-Konventionalismus“.
Der Alltag ist Digital gesättigt
Die frühere bedingungslose Faszination für digitale Technik ist spürbar zurückgegangen. Die Erfahrungen mit staatlicher Überwachung und unkontrollierter Datennutzung haben den Jugendlichen die Risiken der Digitalisierung bewusstgemacht. Erstmals wurde in der Studie auch der Wunsch nach Entschleunigung geäußert. Heute möchte die Jugend digitale Medien nicht nur nutzen, sondern auch verstehen. Der Umgang mit ihnen wird als anspruchsvolle Aufgabe empfunden.
Die Studie ist nicht repräsentativ, aber trotzdem zu verallgemeinern
Die Studie „Wie ticken Jugendliche 2016?“ basiert auf sogenannten Tiefeninterviews. Insgesamt 72 14- bis 17-Jährige wurden ausführlich zu ihren Wertvorstellungen befragt. Bei der Studie wurde erstmals die Methode des Participatory Youth Research eingesetzt. Hierbei können die Jugendlichen selbst ihre Fragen einbringen. Gestellt wurden unter anderem Fragen zu Themen wie Liebe und Partnerschaft, Lernen, Religion, Mobilität, Asyl und Flucht. Die detaillierte Nachzeichnung der Lebenssituation Einzelner liefert ein typisches Bild für die Jugend insgesamt.
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