Rückblick: Das war das Kultur-Jahr 2015

Rückblick: Das war das Kultur-Jahr 2015

Ein Jahr der Abschiede

Das Kultur-Jahr 2015 war durch viele Abschiede gezeichnet: Günther Grass, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts und Literaturnobelpreisträger, der in einem Atemzug mit Thomas Mann genannt wurde starb mit 87 Jahren. Neben Günter Grass haben uns auch der erfolgreiche deutsche Filmemacher Helmut Dietl sowie der schwedische Krimiautor Henning Mankell im vergangenen Jahr verlassen. Auch die Leinwandlegenden Christopher Lee der als Dracula Generationen das Gruseln lehrte, Pierre Brice alias Winnetou und „Lawrence von Arabien“ Omar Sharif sind von uns gegangen. Die Freunde von Pumuckl und seinen Geschichten trauern um seine Erfinderin Ellis Kaut, während die Liebhaber der leichten Literatur die Werke von Utta Danella vermissen werden. Aber nicht nur Autoren und Schriftsteller sind im vergangenen Jahr von uns gegangen, auch die Literaturkritiker Hellmuth Karasek und Fritz J. Raddatz werden uns nicht mehr mit ihren charmanten Literaturkritiken unterhalten.

Oscars, Bären und Lolas

Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie haben in 2015 den Echtzeit-Thriller „Victoria“ von Sebastian Schipper mit gleich sechs LOLAs ausgezeichnet. Die Satire „Birdman“ von Regisseur Alejandro G. Iñárritu erhielt gleich vier Mal Gold bei der Verleihung der Oscars. Leer ging Filmemacher Wim Wenders aus: sein Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ war nominiert, bekam aber keine der begehrten Trophäen. Der Iranische Regisseur Jafar Panahi erhielt bei der Berlinale für seinen Film „Taxi“ den Goldenen Bären. Leider konnte der Regimekritiker der Preisverleihung nicht beiwohnen, da er im Iran mit einem Ausreiseverbot belegt wurde.

Kulturschutz-Tumult

Die Kunstszene ist 2015 in Aufruhr: Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will Kulturgüter schützen – was ja eigentlich ein ehrenwertes Ansinnen ist. Der durchgesickerte Entwurf sorgt aber für Tumult in der Kunstszene. Als Reaktion auf den Entwurf ziehen die Erben von Max Beckmann und der Künstler Georg Baselitz ihre Leihgaben aus deutschen Museen zurück. Der Entwurf sieht vor, dass Werke, die für die nationale Identität entscheidend sind, nicht mehr ausgeführt werden dürfen. Allerdings sieht der Entwurf keine Entschädigung der Besitzer vor, sondern sichert dem Staat den billigen Zugriff auf die begehrten Werke. In England und Frankreich beispielsweise sehen die Gesetze ein Vorkaufsrecht des Staats vor, der die Werke zum internationalen Marktpreis ankaufen kann. Kunstspeditionen freuen sich: Viele Sammlungen werden derzeit nach London gebracht, um sie vor dem Zugriff der deutschen Kulturstaatsministerin zu schützen. So gefährdet das geplante Gesetz das Ausstellungswesen in Deutschland.


Bild: Thinkstock, 79180301, Getty Images, so/jc